- 382 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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zuletzt auch in der belletristischen Literatur finden sich seit Goethes Dichtung und Wahrheit zahllose biographische Hinweise bis hin zum journalistisch bedienten Voyeurismus der Gegenwart, der u.a. in den Lebenslaufbeschreibungen von Personen des »öffentlichen Interesses« in Wochen- und Monatsmagazinen zum Ausdruck kommt (vgl. die so genannten »Enthüllungen« aus dem Privatleben der Musikstars).

In Unterrichtsmaterialien ist eine umfassende Biographie, die ja eigentlich ein eigenes Buch umfassen müsste, kaum aufzunehmen. Das Porträt versucht eine zielgerichtete Auswahl, die den Eindruck vermitteln will, das Kennzeichnende zu beinhalten; die Unmöglichkeit eines solchen Vorhabens hat bereits Diether de la Motte ausgeführt (vgl. de la Motte 1992). Noch kürzere Darstellungen belassen es dann meist bei Einzelaspekten oder chronologischen Fakten eines Lebens, die jedoch nicht mehr imstande sind, eine Biographie wiederzugeben. Im folgenden soll vom ›biographischen Element‹ gesprochen werden, um damit die qualitativ wie quantitativ verkürzten Einzelaspekte miteinzubeziehen und auch die Auswahl biographischer Einzelaspekte mitberücksichtigen zu können. Auf die dabei notwendige Perspektive und den Umfang an Information kann nur der jeweilige Problemansatz der nachfolgenden Überlegungen verweisen.

Schon im Jahre 1986 befasste sich ein Symposion im Rahmen der Bundesschulmusikwoche in Ludwigshafen mit der Frage, ob es nicht sinnvoll sei, Komponistenbiographien und –porträts wieder verstärkt in die Unterrichtsarbeit einzubeziehen; acht Jahre später wird anlässlich einer Themenausgabe »Biographien« der Zeitschrift Musik und Unterricht immer noch konstatiert, dass zumindest die Musiklehrbücher zu wenig biographisches Material aufweisen (vgl. Hoffmann 1977, S. 8). Heute, mit Beginn des Jahres 2000, kann man sagen, dass bislang solche Hinweise in der Fachliteratur nur zögerlich aufgenommen wurden, der Mangel an musikdidaktisch aufbereiteten biographischen Informationen ist immer noch auffällig. Sucht man beispielsweise im Deutschen Bildungsserver (http://www.dbs.schule.de) unter dem Fach Musik nach Unterrichtsmaterialien zu den Stichworten ›Biographie‹, ›Komponisten‹, ›Porträts‹, ›Lebensskizzen‹ o.ä., so findet sich lediglich ein Projekt amerikanischer Schülerinnen und Schüler (selbstgemalte Bilder, knappe Texte, fehlende Musikbeispiele). Auch in den Schulbüchern – vor allem für die Primarstufe – ist die Suche nach ausreichenden biographischen Informationen zu den zur Verfügung gestellten Musikbeispielen problematisch. Dass solche Materialien aber durchaus Bestandteil des Unterrichts sein müssten, belegen u.a. die Vorgaben der Richtlinien. In Nordrhein-Westfalen heißt es beispielsweise in den Richtlinien und Lehrplänen für die Grundschule unter der Überschrift »Über Musik nachdenken« (Kapitel 3.2 »Musik hören«):


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