Dagegen stehen in Offenbachs Galopp die Viertelschläge
– und in manchen Takten sogar die
Achtel – nahezu gleichgewichtig nebeneinander
und streben dadurch, daß der metrisch abgestufte
Rhythmus als eine unaufhaltsam weitertreibende
Bewegung wirkt, nachdrücklich
über die Taktgrenzen hinaus.« (Dahlhaus
1980, 192)
Wenn diese Beobachtung zuträfe – und sie läßt sich kaum
widerlegen – würde sich Offenbach gleichsam als früher Vertreter
des Swing-Stils zu erkennen geben. Auch bei Lehár glaubt Zimmerschied
einen Vorläufer des Foxtrott zu sehen: »Dann geh ich ins Maxim.« (Zimmerschied
1988, 110)
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Die Wiener Operette
Unbeschadet durch die Kritik an der Aristokratie bestand in Wien das Leitbild
einer Oberschicht, wie es in Großbritannien teilweise heute noch vorherrscht.
Trotz gegenteiliger Behauptungen sehnt sich auch der demokratische Bürger
nach idealisierten Leitfiguren, und mögen sie auch nur in seiner Phantasie
existieren. Dazu gehört die Vorstellung eines gehobenen, wenn nicht sogar
ausschweifenden Lebensstils, die feine Abendgesellschaft mit dem Champagnerglas
in der Hand, der lockere Umgang mit Partnertausch und freier Liebe, kurz
alles, was in der Commedia dell’ arte auch schon vorgegeben ist. Unmittelbare
Vorgängerin ist die Opera buffa, bei Offenbach als Opéra bouffe
bezeichnet.
Strauß bevorzugt neben dem unvermeidlichen Walzer Polka, Galopp,
Rheinländer- Polka und ähnliches. Dazu wird exotisches Flair eingebracht,
mit der damals allgemein verständlichen Folklore benachbarter Länder.
Später werden die Modetänze ergänzt durch Chansons, Couplets
und Schlager. So findet sich als Chanson-Lustspiel das Singspiel
Im weißen Rößl von Ralph Benatzky, bei dem die eingefügten
Schlager entschieden zu noch mehr Popularität gelangten:
Die ganze Welt ist himmelblau (Robert Stolz),
Was kann der Sigismund dafür daß
er so schön ist (Robert Gilbert), Zuschaun
kann i net (Bruno Granichstaedten) usw. Der
Refrain mit stufenweiser Rückung der Tonart um einen Ganzton nach oben
ist ein Stilmittel, das seit den 50er Jahren unseres Jahrhunderts mit Erfolg
im Chanson und Song verwendet wird. Wie der hier vorausgesetzte Berliner
Geschmack den Walzer adaptiert, zeigt der Final-Schlager
Im weißen Rößl am Wolfgangsee, der zuerst als Walzer
und anschließend (als emotionale Steigerung) im Marschtempo alla breve
erklingt (oft begleitet vom rhythmischen Klatschen des Publikums.)
Natürlich fehlte es damals wie heute nicht an Kritik an der ganzen
Gattung. So schreibt Rainer Stephan in der Neujahrsausgabe der SZ (31.12.98)
unter anderem: »Offenbach kombinierte aufgeklärten Bürgerwitz
mit dem
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