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Geschichte der Operette
Die Operette scheint eine der wenigen Gattungen zu sein, die ihren Ursprung
im deutschsprachigen Raum hat. Seit etwa 1730 wurden die italienische Opere
buffe sowie die französische Opéras comiques und Vaudevilles
unter dieser Bezeichnung eingedeutscht. Als Vorkämpfer für einen
eigenen Stil findet man Johann Adam Hiller und Christian Felix Weiße,
z.B. mit dem zweiteiligen Singspiel Der Teufel
ist los, Musik von Johann Georg Standfuß
(1766). Weitere Meilensteine sind Mozarts Bastien
und Bastienne (1768) und Karl Ditters von Dittersdorfs
Doktor und Apotheker (1786), der anfänglich
Mozarts Figaro an Beliebtheit weit übertraf,
später aber vergessen wurde. Bei Christian Gottlob Neefe (
Amors Guckkasten 1772) und Dittersdorfs
Orpheus der Zweite (1787) ist die Parodie antiker Götter schon
vorgegeben, die Offenbach gut 70 Jahre später berühmt machte.
Eine lange Tradition hat die Figur des Hanswurst aus dem Altwiener Volkstheater
(vgl. Grun 1963, 89). Er findet sich als Kasperl mit Wiener Mundart im Theater
in der Leopoldstadt, repräsentiert von Johann Laroche, als Thaddädl,
einem vorlauten Lehrbub, kreiert durch Anton Hasenhut, und als Staberl, den
Ignaz Schuster als aufschneiderischen Spießer (Scaramouche!) darstellte.
Als komische Figur finden wir in der Fledermaus
den Frosch wieder, von Komikern gern zum Anlass für kleine Einlagen
und aktuelle Späße genommen. In der Oper wäre das undenkbar.
Die Bezeichnung Operette oder Singspiel wurde lange Zeit für deutschsprachige
heitere und komische Stücke verwendet. Die Bemühungen um eine eigene
deutsche Form betrafen sowohl das Libretto (deutsche Sprache, Mentalität,
Charaktere, heimatliche Örtlichkeiten) wie auch die Musik (volkstümliche
Lieder und Arietten, ungeschulte Stimmen der Schauspieler). Hiller schrieb
seine deutschen Arietten gezielt für Schauspieler, nicht für Opernsänger,
wohl in der Überzeugung, daß die letztgenannten kaum Interesse
für unattraktive Rollen zeigen würden. Kein Wunder, daß die
fehlende Gesangskultur Anlass zu heftiger Kritik gab. Hiller sah sich daraufhin
veranlasst, eine Art Singschule einzurichten (Leipzig 1771), wohl das erste
Konservatorium dieser Art in Deutschland. Etwas Ähnliches gab es nur
in Mannheim seit 1776, wo Joseph Vogler die Mannheimer
Tonschule gründete, gedacht als Vorschule
für Mitglieder des Mannheimer Orchesters.
Bei der Diskussion über die Zukunft der Operette wird meist übersehen,
daß es nicht um die museale Erhaltung überlieferter Partituren
geht. Entscheidend ist vielmehr das Einbinden in die gesellschaftliche Gegenwart,
wobei dramaturgische Gestaltung und optische Präsentation im Vordergrund
stehen. Ein Bühnenbild mit tiefsinnigen Symbolen und abstrakter Sachlichkeit
hätte keine Chance gegenüber einer Revue mit Tanzeinlagen. Gelegentlich
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