- 358 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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  • Wießner, Eduard, Geschichte des Handfertigkeitsunterrichts für Knaben.
  • Krause, F.W.D., Die Geschichte des Unterrichts in den Nadelarbeiten.
  • Interessant ist, daß Kehr weder in diesem noch in anderen Bänden seines Werkes die Zuordnung zu den ›technischen‹ Fächern problematisiert oder auch nur begründet. Sie war inzwischen allzu selbstverständlich geworden.

    Auch jenseits des schulischen Gesangsunterrichts verbreitet sich der Technik-Begriff im 19. Jahrhundert zunehmend. Dienten die bedeutenden Instrumentalschulen des 18. Jahrhunderts (Quantz, Ph. E. Bach, L. Mozart usw.) wesentlich der Hinführung zur Musik über das Instrument, so gewann der Aspekt des Technischen im Verlauf des 19. Jahrhunderts mehr und mehr an Gewicht, und das sehr häufig auf Kosten der musikalischen Qualität. Noch 1994 (!) fragt Christoph Richter, »ob der angedeutete traditionelle Unterrichtsaufbau und das ihn begründende Konzept (= der Weg von der Technik über spezielle und systematische Spielprobleme zur musikalischen Interpretation bestimmter Werke) die einzig sinnvolle Planung von Unterricht darstellen [...].« (Richter 1994, 13)

    Für den Gesangsunterricht setzt vor allem unter dem Einfluß der Kunsterziehungsbewegung ein Umdenken ein, das die künstlerische Erziehung an die Stelle des nur ›technischen‹ Unterrichts setzt. So stellt Georg Rolle auf dem 3. Musikpädagogischen Kongress (Berlin 1906) fest: »Der Gesangsunterricht ist, gleich dem Zeichenunterricht, ein Kunst- aber kein technischer Unterricht. Wir müssen Sorge tragen, daß diese häßliche Auffassung schwindet [...].« (Rolle in: Gruhn 1993, 204)

    Für Fritz Jöde, der schon während des ersten Weltkrieges nach neuen musikpädagogischen Wegen suchte, wird das ›Technische‹ mehr und mehr zu einem (negativen) Schlüsselbegriff. Das letzte Kapitel seiner Schrift Musik und Erziehung (Jöde 1919, 129ff.) steht unter dem Motto »Das Technische versteht sich von selbst«. Beim Lesen der fünf beispielgebenden »Lebensbilder aus der Schule« wird deutlich, was als ›technisch‹ vermieden werden soll: Der mechanische Umgang mit verschiedenen Taktarten; das unnatürlich hinaufgetriebene Brustregister, »dieses Abzeichen schlechter Sing- und guter Patriotenschulung« (Jöde 1919, 137); Drillübungen zu Stimmansatz und Artikulation.

    In der Einleitung zu Musik und Erziehung erläutert Jöde in sieben Abschnitten seines »musikpädagogischen Versuchs« den Technik-Begriff (bes. Kap. »Das Heute« (Jöde 1919, 13ff.)). Jöde unterscheidet zwei Wege und Einstellungen zur Musik: den des Fachmanns (technisch) und den des Laien (psychologisch). Während der Fachmann sein Ziel über ein »gründliches


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