(der ein »dermaßen
strenger und doktrinärer Mann« gewesen sei, »daß nichts
mehr zum Atmen kommen konnte«) einander antipodisch gegenüber
gestellt werden,37
37
Helmuth Hopf/Brunhilde Sonntag, Studenten
im Gespräch mit Gottfried von Einem
, in Zeitschrift für Musikpädagogik 9. Jg. (Mai 1984), Heft 26,
6. |
sind keineswegs vordergründig polemisch bzw. apologetisch: Übereinstimmend
mit von Einems kritischen Einwänden konnte auch Gerd Sannemüller
38
38
Hindemith als Musikpädagoge,
in: Zeitschrift für Musikpädagogik 2. Jg. (1977), Heft 4, 56.
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in einer Studie über das musikpädagogische Wirken Paul Hindemiths
feststellen:
»Innerlich beschäftigt mit dem Ausbau seiner strengen Tonsatzlehre
und nicht kompromißbereit, ließ
er [Hindemith, T. E.] seinen Schülern
wenig
Raum zu einem freieren Arbeiten.
Die ausschließliche Einstellung auf dieses
Tonsystem wurde vielfach als eine Einschränkung der künstlerischen
Entwicklungsmöglichkeiten angesehen; Adorno
benutzt dafür das harte Wort ›Gleichschaltung‹.
Eine Distanz zu den Studenten, die andere
Vorstellungen hatten, war daher zeitweilig in Hindemiths 13-jähriger
nordamerikanischer Lehrtätigkeit unüberhörbar.«
Daß eine strenge
Lehre nicht mit handwerklich-kompositionstechnischer »Gleichschaltung«
einhergehen muß, hat Blacher auch insofern bewiesen, als er seinen
Kompositionsschülern, die er im Laufe seiner bis 1970 anhaltenden Lehrtätigkeit
ausgebildet hatte, den für nötig erachteten Freiraum bei der Suche
nach eigenen musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten gewährte: Die
Kompositionen von zahlreichen prominenten Blacher-Schülern, wie Aribert
Reimann, Isang Yun, Giselher Klebe, Rudolf Kelterborn, Heimo Erbse, Francis
Burt, George Crumb, Klaus Huber, Claude Ballif, Roland Kayn, Maki Ischii
und Noam Sheriff zeugen zweifelsohne von der stilistischen Vielfältigkeit
und jenem vielgepriesenen musikalischen Freiraum, den Blachers undogmatischer
Unterricht zuließ. »Die Selbstverständigung im Dialog, das
klärende Sichauseinandersetzen mit einem Problem, das ›Sokratische‹
im gemeinsamen Suchen nach der richtigen Lösung«, so schrieb Dominik
Hartmann, habe zwischen Lehrer und Schüler »eine Art Lebensbeziehung
entstehen lassen«, deren fortdauernde Anziehungskraft auch die Schüler
untereinander verbunden habe.39
Mag der Begriff »Lebensbeziehung« vage und überhöht
erscheinen, so ist es zutreffend, daß sich durchaus freundschaftliche
Kontakte ergaben: So zwischen Schülern Blachers, die zwar nicht zeitgleich
miteinander studiert hatten, aber ihre oft uneingeschränkte Wertschätzung
für den Lehrer teilten und unter Anerkennung ihrer oft sehr unterschiedlichen
musikalischen Ausdrucksweisen sich gegenseitig schätzten und unterstützten.
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Vgl. Aribert Reimann, Zum 75. Geburtstag
Gottfried von Einems (1993) – Unveröffentlichtes Typoskript
im Besitz des Verfassers. |
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