da, der wurde 1:7 versetzt, und das
war der ›Leichenschnaps‹. Nun also, nach
einem solchen Leichenschnaps sagte ich: Teurer Meister
– ich nannte ihn nach Fux ›Teurer Meister‹ – ich habe da etwas
geschrieben. Er sagte: Schön, schön,
schön ... und nahm noch einen Leichenschnaps.
Und ich sagte: Teurer Meister, hier ist das Stück! Da
sagte er: Nein, nein, das ist jetzt vorbei, jetzt kommt die Entwöhnung
von der Mutterbrust. Wissen Sie was?
Sie können genug, jetzt ist
Schluß mit Unterricht und auch Schluß mit ›Teurer Meister‹, jetzt
sind Sie auf eigenen Beinen. Ich werde
mich interessieren – manchmal – für
Ihre Stücke, nicht immer, ich werde sie mir auch manchmal anhören,
aber unterrichtet wird nicht mehr.«
(Hopf/Sonntag 1984, a.a.O., 6.)
Mochte Blachers Handlungsweise
von Einem zunächst als harte, gar verletzende Maßnahme erscheinen,
so erkannte er jedoch später darin »den Beweis einer großen
Lehrerpersönlichkeit, deren Verantwortungsgefühl stark genug ist,
junge Menschen, die noch in sich ungefestigt nach Halt und Anlehnung suchen,
nicht an sich zu binden, und dadurch, wenn sie begabt sind, vielleicht den
eigenen Weg zu schmälern oder zu verbiegen, oder wenn sie unbegabt sind,
sie als Schwanzsterne und Nachahmer hinter sich herzuschleppen.« (Gottfried
[von] Einem, Mein Lehrer Boris Blacher, a.a.O.,
148.)
Aus dieser Aversion
gegenüber einer schulebildenden Ausrichtung von Kompositionsunterricht,
in dem die Privat-Theorie des Lehrers das musikalische Denken des Schülers
einseitig präformiert,33
33
Vgl. Füssl, Lehren und Lernen
, a.a.O., 575. |
entwickelte von Einem eine zunehmend kritisch-distanzierte Haltung
34
34
Gottfried von Einem – Werkstattgespräch
mit Dr. Günter Brosche (26. November 1984), in:
Beiträge zur österreichischen Musik der Gegenwart.
Dokumente zu Leben und Werk zeitgenössischer Komponisten (= Publikationen
des Instituts für österreichische Musikdokumentation, Bd. 17)
Tutzing 1992, 192. |
gegenüber dem einst sogar als Lehrer in Erwägung gezogenen Paul
Hindemith: »Hindemith war ja ein wirklich großer Meister, das
wissen wir alle, aber er war ein furchtbarer Lehrer. Es ist da nichts herausgekommen,
weil er die Leute an sich gebunden hat. Das Gegenteil also von Blacher.«
Über das Resultat
der Hindemith’schen Lehre im Vergleich zu derjenigen Blachers meinte von
Einem an anderer Stelle: »Die Schüler Hindemiths, die paar, die
er ausgebildet hat, schreiben wie er. Blachers Schüler schreiben alle
nicht blacherisch. Er hat mich denken gelehrt, und das ist ja der Sinn des
Lehrens.«35
35
Herbert O. Glattauer, Prof. Gottfried von
Einem [Interview], in: ders., Menschen
hinter großen Namen. Berühmte Österreicher, die Sie kennen
sollten, Salzburg 1977, 45. |
Derartige Beurteilungen von Einems,36
36
Gottfried [von] Einem, Mein Lehrer Boris
Blacher, a.a.O., 148. |
in denen Blacher (als »ein erklärter Gegner aller Systeme, die
zum Dogma führen«) und Hindemith,
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