- 343 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Fehler konnten nur schwer korrigiert werden und auch abgebrochene dünne Notenlinien zwangen den Handwerker unter Umständen zum Neubeginn einer möglicherweise viele Arbeitsstunden umfassenden Tätigkeit. Aufgrund dieser Aspekte wurde der Holztafeldruck vorwiegend zur Wiedergabe kurzer Notenbeispiele in theoretischen Werken eingesetzt, wo er sich für die Druckereien rentabler als der Typendruck erwies. Den rein technischen Problemen stand darüber hinaus ein ästhetisch wenig befriedigendes, mit den als vorbildlich geltenden Handschriften nur entfernt zu vereinbarendes Druckergebnis gegenüber. Einen Eindruck davon mag sich der interessierte Leser anhand des bei Gamble (S. 24) abgebildeten Ausschnitts aus den 1487 entstandenen Musices Oposculum von Nicolaus Burtius verschaffen.

3 Notendruck mit beweglichen Metalltypen

Optisch ansprechendere Resultate konnten auch für komplexere Notenbilder auf Basis des Patronendrucks erzielt werden. Bei dieser Prozedur wurden die Notensymbole, nachdem die Notenlinien auf das Papier gedruckt wurden, Zeichen für Zeichen von Hand darüber gestempelt. Dieses Verfahren löste gleichzeitig das Problem des Mehrfarbendrucks von gregorianischen Choralgesängen. Eine wirkliche Erleichterung und ein überzeugender Fortschritt war der Patronendruck im Vergleich zur Xylographie jedoch nicht. Zwar konnten sich die Druckermeister das aufwendige Anfertigen der Drucktafeln ersparen, dafür erforderte der eigentliche Druckvorgang, bei dem jedes Exemplar erneut mit Sorgfalt gestempelt werden mußte, um so mehr Zeit. Gleichzeitig verhinderte diese Technik die wesentlichen Vorzüge des Drucks im Hinblick auf gleichwertige Qualität und Fehlerfreiheit der produzierten Exemplare. Erschwerend kam für sämtliche Vervielfältigungsverfahren hinzu, daß die Komplexität der kontrapunktischen Kunstgesänge zusehends wuchs. Zwangsläufig stießen Xylographie und Patronendruck immer häufiger an ihre Grenzen. Letztlich blieben den Komponisten einzig die Abschreiber als Anlaufstelle zur Vervielfältigung ihrer Kompositionen.

Vor diesem Hintergrund entwickelte der Italiener Ottaviano dei Petrucci da Fossombrone gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts eine Variante des Gutenbergschen Metalltypendrucks zur Produktion gedruckter Figuralmusik. Sein Verfahren bestand, wie schon diejenigen vieler seiner Vorgänger, in einem Mehrfachdruck, bei dem »zuerst die Notenlinien, dann Initialen, Text sowie Signaturen, und schließlich die Noten selbst gedruckt wurden« (Hübel, 11). 2

2 Hierzu ist anzumerken, daß die Reihenfolge der einzelnen Druckstufen in der Literatur nicht einheitlich beschrieben wird. So findet man bei Sartori, abweichend von Hübel, die Folge Linien Noten Text (Sartori, 1139) und bei Poole statt dessen die drei Arbeitsschritte Noten Linien Text (Poole, 20).
Die von ihm erlangte Präzision der Überlagerung sowie

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