Fehler konnten
nur schwer korrigiert werden und auch abgebrochene dünne Notenlinien
zwangen den Handwerker unter Umständen zum Neubeginn einer möglicherweise
viele Arbeitsstunden umfassenden Tätigkeit. Aufgrund dieser Aspekte
wurde der Holztafeldruck vorwiegend zur Wiedergabe kurzer Notenbeispiele
in theoretischen Werken eingesetzt, wo er sich für die Druckereien rentabler
als der Typendruck erwies. Den rein technischen Problemen stand darüber
hinaus ein ästhetisch wenig befriedigendes, mit den als vorbildlich
geltenden Handschriften nur entfernt zu vereinbarendes Druckergebnis gegenüber.
Einen Eindruck davon mag sich der interessierte Leser anhand des bei Gamble
(S. 24) abgebildeten Ausschnitts aus den 1487 entstandenen
Musices Oposculum von Nicolaus Burtius verschaffen.
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Notendruck mit beweglichen Metalltypen
Optisch ansprechendere Resultate konnten auch für komplexere Notenbilder
auf Basis des Patronendrucks erzielt werden.
Bei dieser Prozedur wurden die Notensymbole, nachdem die Notenlinien auf
das Papier gedruckt wurden, Zeichen für Zeichen von Hand darüber
gestempelt. Dieses Verfahren löste gleichzeitig das Problem des Mehrfarbendrucks
von gregorianischen Choralgesängen. Eine wirkliche Erleichterung und
ein überzeugender Fortschritt war der Patronendruck im Vergleich zur
Xylographie jedoch nicht. Zwar konnten sich die Druckermeister das aufwendige
Anfertigen der Drucktafeln ersparen, dafür erforderte der eigentliche
Druckvorgang, bei dem jedes Exemplar erneut mit Sorgfalt gestempelt werden
mußte, um so mehr Zeit. Gleichzeitig verhinderte diese Technik die wesentlichen
Vorzüge des Drucks im Hinblick auf gleichwertige Qualität und Fehlerfreiheit
der produzierten Exemplare. Erschwerend kam für sämtliche Vervielfältigungsverfahren
hinzu, daß die Komplexität der kontrapunktischen Kunstgesänge
zusehends wuchs. Zwangsläufig stießen Xylographie und Patronendruck
immer häufiger an ihre Grenzen. Letztlich blieben den Komponisten einzig
die Abschreiber als Anlaufstelle zur Vervielfältigung ihrer Kompositionen.
Vor diesem Hintergrund entwickelte der Italiener Ottaviano dei Petrucci
da Fossombrone gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts eine Variante
des Gutenbergschen Metalltypendrucks zur Produktion gedruckter Figuralmusik.
Sein Verfahren bestand, wie schon diejenigen vieler seiner Vorgänger,
in einem Mehrfachdruck, bei dem »zuerst die Notenlinien, dann Initialen,
Text sowie Signaturen, und schließlich die Noten selbst gedruckt wurden« (Hübel, 11).
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Hierzu ist anzumerken, daß die Reihenfolge der einzelnen Druckstufen
in der Literatur nicht einheitlich beschrieben wird. So findet man bei Sartori,
abweichend von Hübel, die Folge Linien
– Noten – Text
(Sartori, 1139) und bei Poole statt dessen die drei Arbeitsschritte
Noten – Linien –
Text (Poole, 20). |
Die von ihm erlangte Präzision der Überlagerung sowie
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