- 331 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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eine direkte Übernahme der Bonner Klangexperimente von Seiten der beiden Komponisten stichhaltig belegbar ist, auch wenn sie quantitativ gering ausfällt. Die noch erhaltenen Frühwerke Eimerts/Beyers aus dem Jahre 1952 sind möglicherweise größtenteils in Köln hergestellt, tragen jedoch deutliche Spuren von Meyer-Epplers Klangexperimenten.

Wertet man nun die Ergebnisse der verschiedenen Quellenuntersuchungen aus, so wird erkennbar, daß von einer Abwendung der beiden Komponisten von Meyer-Epplers Aufnahmen im Sommer 1952 nicht gesprochen werden kann. Folgte man Priebergs Datierung der musikalisch analysierten Frühwerke auf die zweite Jahreshälfte 1952 bis Mai 1953, würde das bedeuten, daß auch zu diesem Zeitpunkt mit dem Bonner Material gearbeitet wurde. Es ist Eimert selbst, der diese Vergleichsergebnisse absichert: a) Vor dem Sommer 1952 habe man mit Meyer-Epplers Klangmodellen experimentiert, b) danach die Klänge selbst hergestellt, c) die Klangbeispiele 1 und 2 in Eimerts Einführung (1963) repräsentierten jeweils die Arbeit mit und ohne die Bonner Vorlage. Die Aporie dieser Aussagen ergibt sich nun daraus – als fokussierte Wiedergabe der gesamten Analyse –, daß die Beispiele 1 und 2 in demselben Werk zu hören sind: in Klangstudie I. Meyer-Eppler spielte für Eimert und Beyer also später noch eine Rolle, als aus den frühen autobiographischen Äußerungen (1953) zu schließen ist. Der Quellenlage nach zu urteilen, dürfte es einen unmittelbaren Einfluß Meyer-Epplers auch nach dem Sommer 1952 gegeben haben, der in den vorliegenden Werken jedoch relativ gering zu sein scheint.

3.4 Der Einfluß von Meyer-Epplers phonetisch-informationstheoretischer Forschung auf Eimert

Werner Meyer-Eppler trat im phonetischen und kommunikationstheoretischen Bereich mit verschiedenen Forschungsarbeiten in Erscheinung. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählt das 1949 erschienene Buch Elektrische Klangerzeugung, das nicht nur das systematisierte Wissen u.a. über elektrische Musikinstrumente und die Möglichkeit zur Gewinnung elektronischer Musik enthält, sondern sich darüber hinaus mit akustischen Grundlagen und der Synthese von Sprache auseinandersetzt. In der Folgezeit beschäftigte sich Meyer-Eppler u.a. mit Sprachdeformationen mittels Vocoder (vgl. Ungeheuer 1992, 199–208, 247f.). In der Kommunikationstheorie verfolgte er die Frage, wie die Veränderung von Sprache durch elektronische Medien den Gehalt einer Information beeinträchtigen kann (vgl. Eimert 1963). Wie gesehen prägte Meyer-Eppler mit diesem Wissen die Vor- und Gründungsgeschichte des Kölner Studios im NWDR. In diesem Umfeld nahm er die Rolle

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