- 324 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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hätten 1952 bereits mit einem Melo- und Monochord gearbeitet und damit elektronische Musik produziert. Meyer-Epplers Klänge und Eimerts/Beyers Produktionen wären demnach mittels der verwandten Apparaturen kaum mehr zu unterscheiden. Wäre dies nicht der Fall und Bonner Material in den ersten Kölner Werken verwandt worden, dann ließe sich dies anhand einer vergleichenden Höranalyse des Klangmaterials (s.u.) verifizieren.

Wichtige Anhaltspunkte für die Entwicklung von Eimerts und Beyers experimenteller Arbeit von 1952/53 erhält man zudem aus den Darstellungen ihrer frühen Kompositionen in der musikwissenschaftlichen Literatur. Morawska-Büngeler und Prieberg stimmen hier mit Eimerts Angaben (1953) überein, insofern sich ihrer Meinung nach im Sommer 1952 eine kompositorische Wende vollzogen hat: Vorher experimentierten die Kölner lediglich mit vorgegebenen Klängen, danach begannen sie jedoch mit der Herstellung eigener elektronischer Musik. Auf den Zeitpunkt nach der Wende sind die ersten ›Probestücke‹ datiert, mit denen sich Eimert und Beyer »nicht mehr auf das ›ausgeliehene‹ Material« (Morawska-Büngeler, 11) beschränken. Prieberg zählt zu diesen Probestücken die Klangstudie I/II, Klang im unbegrenzten Raum und Spiel für Melochord. Ferner spricht er von 60 Tonbändern, die es heute nicht mehr gibt (vgl. Prieberg, 58f.). Marietta Morawska-Büngeler führt hingegen jene Stücke von Beyer und Eimert an, die heute noch im WDR-Archiv erhalten sind und – mit einer Ausnahme – am 26.5.1953 im Kölner Funkhaus aufgeführt wurden (vgl. Morawska-Büngeler, 104): Klangstudie I–III (letztere wurde nicht gespielt!), Klang im unbegrenzten Raum und Ostinate Rhythmen und Figuren I–II.

Die entscheidende Frage ist nun, wie sich in diesen Stücken eigenproduziertes Material von Eimert/Beyer und weiterverarbeitetes von Meyer-Eppler (evtl. vom Melochord) zueinander verhalten. Nach Werner Kaegi bestehen Eimerts/Beyers Stücke von 1952 (u.a. die Klangstudien ) aus Sinustönen und enthalten nur wenige Trautonium- und Melodiumklänge (vgl. Kaegi, 17; die Trautonium-Klänge könnten von Sala stammen, vgl. Eimert/Humpert, 201). Folgt man Humpert und Ungeheuer in der Annahme, daß sowohl Sinustöne als auch Klänge von Spielinstrumenten schon 1952 in Köln hergestellt wurden, dann stammen diese frühen Versuche möglicherweise komplett aus der Kölner Klangwerkstatt. Dies würde Beyers und Eimerts Darstellungen von 1953 bestätigen. Wie gesehen suggerieren beide, seit dem Herbst 1951 (vgl. Beyer) bzw. seit dem Sommer 1952 (vgl. Eimert) nicht mehr mit Meyer-Epplers Material gearbeitet zu haben. Stimmt man jedoch Priebergs und Morawska-Büngelers Hypothese zu, daß das Kölner Studio erst von 1953 an ein Melochord besaß, so stammten die Melochordklänge in den Stücken von 1952 nicht aus Köln, sondern von Meyer-Eppler.


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