- 322 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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»Schon die ersten Stücke von H. Eimert und R. Beyer, die auf dem Kölner Musikfest im Mai 1953 aufgeführt wurden, benutzten Sinustöne eines [...] Schwebungssummers, aber in Verbindung mit bereits zusammengesetzten Schallspektren, die fertig auf Tonband von W. Meyer-Eppler (Bonn) und O. Sala (Berlin; in diesem Fall für ein Hörspiel) ›geliefert‹ worden waren.«  (ebd., 314)

Demnach wurden Aufnahmen von Oskar Sala (Hindemith-Schüler und wichtigster Trautonium-Komponist und -Interpret) und Meyer-Epplers Vorlagen 1952/53 benutzt, während gleichzeitig Sinustöne selbst hergestellt wurden.

Die Perspektive Beyers weicht von Eimerts Darstellungen teilweise ab. Im Oktober 1953 äußert er sich Zur Geschichte der elektronischen Musik und teilt die Arbeitsphasen anders ein als Eimert (1953). Die Arbeit mit Eimert bis zum Sommer 1952 erwähnt er nicht. Vielmehr streicht er die gemeinsamen Klangproduktionen mit Meyer-Eppler bis zum 18.10.1951 hervor. Die zweite Phase beschreibt er als »Produktion neuer elektronischer Klänge und ihre[r] kompositorische[n] Organisation.« Und weiter:

»Die ersten Kompositionen wurden von H. Eimert in Zusammenarbeit mit dem Verfasser geschaffen. Auf dem ›Neuen Musikfest 1953 Köln‹ wurden sie zum erstenmal der Öffentlichkeit vorgeführt.«  (Beyer 1953, 280)

Beyer belegt durch seine Darstellung, daß Eimert und er spätestens im Frühjahr 1953 elektronische Klänge selbst herstellten. Daß Meyer-Epplers Klangmaterial weiter verwandt worden wären, läßt sich weder an diesen Äußerungen noch an folgendem Brief vom 8.3.1953 festmachen: »Die Vorgänge sind im wesentlichen: Produktion von Klangmaterial, Bearbeitung desselben zu Werkstücken, Montage desselben.« (zit. n. Prieberg, 59)

Schließlich unterstreicht die Aussage Heinrich Schütz’ die Annahme, daß Eimert und Beyer schon vor 1953 eigenes Material produzierten. In einem Gespräch mit Marietta Morawska-Büngeler im Jahre 1986 erinnert er sich an die Experimentierphase 1952/53:

»Wir hatten zur Erzeugung von Tönen nicht sehr viel. Wir operierten mit dem Meßton von 1000 Hz. [...] Dann gab es noch den Schwebungssummer.«  (zit. n. Morawska-Büngeler, 41)

Aus den Selbstzeugnissen der im NWDR Beteiligten werden zwei Dinge deutlich: Zum einen spielte Meyer-Epplers Klangmaterial noch 1952 für Eimert und Beyer eine Rolle, zum anderen setzte wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte von 1952 die eigene Herstellung von Sinustönen ein, wobei sich nicht eruieren läßt, ob fortan die Vorlagen aus Bonn nicht mehr verarbeitet wurden. Die Verwendung von Meyer-Epplers Klängen nach dem Sommer 1952 ist jedoch nicht auszuschließen.


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