- 321 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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konnte, liegt auf der Hand. Außer dem Hinweis, daß 1952 ein Monochord in Auftrag gegeben wurde, werden keine zeitlichen Angaben gemacht (vgl. Technische Hausmitteilung des NWDR 6 1954)! Ferner haben sich Eimert und Beyer, aber auch der NWDR-Techniker Heinrich Schütz, dazu geäußert, wie sie den Beginn der elektronischen Musik in Köln erlebt haben.

Aus der Perspektive Eimerts läßt sich die Situation 1951–53 folgendermaßen rekonstruieren. Im Januar 1953 schreibt er rückblickend:

»Akustische Grundlagenforschung – und das geht vor allem den Musiker an – ist bisher nur in dem Bonner Universitätsinstitut für Kommunikationsforschung und Phonetik von W. Meyer-Eppler betrieben worden. Das Studio im Kölner Funkhaus (mit R. Beyer und dem Verfasser) hat anfangs mit dem Bonner Material gearbeitet und produziert seit etwa einem halben Jahr eigene Klänge.«  (Eimert 1953, 2f.)

Den Äußerungen ist zu entnehmen, daß es für Eimert zwei Phasen gab. Bis zum Sommer 1952 arbeiteten Beyer und Eimert mit Material aus Bonn, danach stellten sie eigene Klänge her. Eimert gibt nicht präzise an, ob er in der zweiten Jahreshälfte ganz auf die Aufnahmen aus Bonn verzichtete. Die polarisierte Gegenüberstellung des Bonner Materials und der eigenen Produktion scheint aber eine Abwendung von Meyer-Epplers Arbeiten zu suggerieren. 10 Jahre später hat sich Eimerts Erinnerung im zeitlichen Abstand an die frühesten Arbeiten im Kölner Studio verändert. Sehr wahrscheinlich irrt er sich, wenn er auf der Schallplattenaufnahme Einführung in die elektronische Musik die ersten Arbeiten mündlich auf 1953 datiert, denn schriftlich (Beiheft) gibt er 1952/53 an. Zunächst hätten er und Beyer – so Eimert in dieser Aufnahme – mit Klangmaterial eines Spielinstruments (Melochord) des Bonner Akustikers gearbeitet, dann aber unabhängig davon auch eigene Klangkompositionen produziert, um schließlich mit Struktur 8 zu seriellen Techniken überzugehen (vgl. Eimert, Geschichte der elektronischen Musik 1963). Das impliziert, daß 1953 (Struktur 8 : 1953) bzw. schon 1952 z.T. oder ganz ohne Meyer-Epplers Vorlagen komponiert wurde. Ferner gibt es eine Quelle Eimerts, die auf der Grenze zwischen Primär- und Sekundärliteratur steht. 1973 haben Eimert und Hans Ulrich Humpert das Lexikon der elektronischen Musik verfaßt, in dem sich aufschlußreiche Artikel über die Frühphase des Kölner Studios befinden. Letztlich läßt sich nicht klären, wer von beiden die hier in Frage kommenden Artikel verfaßt hat. Ihrer Ausführlichkeit wegen sollen sie hier jedoch in Auszügen zitiert werden:

»Die ersten elektronischen Kompositionen von H. Eimert und R. Beyer [...] waren keine Experimente mit elektronischen Musikinstrumenten.«  (Eimert/ Humpert, 201)


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