- 320 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Sicht in einer ›Grauzone‹ befinden. Erst von den seriellen Kompositionen nach 1953 ist durch Tonaufnahmen und Analysen belegt, daß Eimert hier ohne die Klangmodelle von Meyer-Eppler arbeitete. Von den frühesten Stücken bis 1953 weiß man aber nicht genau, wie sie entstanden und in welchem Maße Beyer und Eimert hier mit den Vorlagen Meyer-Epplers komponierten, da weder die Tonbänder dieser Werke leicht zugänglich sind, noch Informationen über ihre Genese vorliegen und die wenigen vorhandenen Quellen sich zudem widersprechen. Ziel ist es, zur Klärung ihrer Werkgenese beizutragen, vor allem hinsichtlich des Materialanteils in ihnen, der möglicherweise nicht in Köln von Eimert und Beyer, sondern in Bonn von Meyer-Eppler produziert wurde. Für die Untersuchung der Werkentstehung bieten sich methodisch zwei unterschiedliche Wege an.

Erstens soll die Entstehung der frühen kompositorischen Arbeit im Kölner Funkhaus anhand von literarischen Quellen rekonstruiert werden: Zum einen gibt es Zeugnisse der Komponisten selbst, die vom Beginn der elektronischen Musik und der ersten Arbeit in Köln berichten. Zum anderen haben Musikwissenschaftler versucht, diese Zeit der Frühgeschichte im Umfeld des Kölner Studios nachzuvollziehen.

Zweitens werden die musikalischen Quellen dieser Zeit, soweit zugänglich oder vorhanden, analysiert: Aufnahmen von Meyer-Epplers Klangversuchen aus den Jahren 1950–52 werden mit den Tonaufnahmen früher Stücke aus der Feder Eimerts und Beyers verglichen.

3.1 Rekonstruktion der Werkgenese der frühen Stücke Eimerts/Beyers

Es stellt sich die Frage, wie Eimert und Beyer von der Gründung des Studios am 18.10.1951 bis zur Aufführung der ersten Werke im Mai 1953 im Kölner Funkhaus kompositorisch gearbeitet haben. Primär- und Sekundärliteratur werden danach befragt, ob die beiden Komponisten in den noch erhaltenen Frühwerken von 1952/53 möglicherweise Material von Meyer-Eppler verwandt haben. Was man aus ›erster Hand‹ durch primäre Zeugnisse erfahren kann, ist extrem wenig und hinterläßt ein lückenhaftes Bild, das die Genese der ersten Kompositionen um 1952/53 nicht vollständig wiedergeben kann.

Eines der wichtigsten Dokumente dieser Zeit ist die Technische Hausmitteilung des NWDR 6 von 1954, die aber nichts darüber verrät, wie sich die Arbeit im Studio bzw. dessen Einrichtung – was sich selbstverständlich gegenseitig bedingt – zwischen 1951 und 1953 entwickelt hat, sondern nur das fertige Produkt beschreibt: das Studio, das komplett eingerichtet ist. Daß dies noch nicht zur Studiogründung Ende Oktober 1951 der Fall sein


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