Sicht in
einer ›Grauzone‹ befinden. Erst von den seriellen Kompositionen nach 1953
ist durch Tonaufnahmen und Analysen belegt, daß Eimert hier ohne die
Klangmodelle von Meyer-Eppler arbeitete. Von den frühesten Stücken
bis 1953 weiß man aber nicht genau, wie sie entstanden und in welchem
Maße Beyer und Eimert hier mit den Vorlagen Meyer-Epplers komponierten,
da weder die Tonbänder dieser Werke leicht zugänglich sind, noch
Informationen über ihre Genese vorliegen und die wenigen vorhandenen
Quellen sich zudem widersprechen. Ziel ist es, zur Klärung ihrer Werkgenese
beizutragen, vor allem hinsichtlich des Materialanteils in ihnen, der möglicherweise
nicht in Köln von Eimert und Beyer, sondern in Bonn von Meyer-Eppler
produziert wurde. Für die Untersuchung der Werkentstehung bieten sich
methodisch zwei unterschiedliche Wege an.
Erstens soll die Entstehung der frühen kompositorischen Arbeit im
Kölner Funkhaus anhand von literarischen Quellen rekonstruiert werden:
Zum einen gibt es Zeugnisse der Komponisten selbst, die vom Beginn der elektronischen
Musik und der ersten Arbeit in Köln berichten. Zum anderen haben Musikwissenschaftler
versucht, diese Zeit der Frühgeschichte im Umfeld des Kölner Studios
nachzuvollziehen.
Zweitens werden die musikalischen Quellen dieser Zeit, soweit zugänglich
oder vorhanden, analysiert: Aufnahmen von Meyer-Epplers Klangversuchen aus
den Jahren 1950–52 werden mit den Tonaufnahmen früher Stücke aus
der Feder Eimerts und Beyers verglichen.
3.1
Rekonstruktion der Werkgenese der frühen Stücke Eimerts/Beyers
Es stellt sich die Frage, wie Eimert und Beyer von der Gründung des
Studios am 18.10.1951 bis zur Aufführung der ersten Werke im Mai 1953
im Kölner Funkhaus kompositorisch gearbeitet haben. Primär- und
Sekundärliteratur werden danach befragt, ob die beiden Komponisten in
den noch erhaltenen Frühwerken von 1952/53 möglicherweise Material
von Meyer-Eppler verwandt haben. Was man aus ›erster Hand‹ durch primäre
Zeugnisse erfahren kann, ist extrem wenig und hinterläßt ein lückenhaftes
Bild, das die Genese der ersten Kompositionen um 1952/53 nicht vollständig
wiedergeben kann.
Eines der wichtigsten Dokumente dieser Zeit ist die
Technische Hausmitteilung des NWDR 6
von 1954, die aber nichts darüber verrät, wie sich die Arbeit im
Studio bzw. dessen Einrichtung – was sich selbstverständlich gegenseitig
bedingt – zwischen 1951 und 1953 entwickelt hat, sondern nur das fertige
Produkt beschreibt: das Studio, das komplett eingerichtet ist. Daß
dies noch nicht zur Studiogründung Ende Oktober 1951 der Fall sein
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