- 319 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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in Köln war.« (Ungeheuer 1992, 103) Wie nun die Position Eimerts bzw. Beyers in der Gründungszeit des Studios auch immer gewesen sein mag, so sollte auch Meyer-Epplers Anteil an der Studiogründung bedacht werden. Humpert schreibt über ihn, daß er ein »entscheidender« Mitarbeiter Eimerts gewesen sei (Humpert 1987, 30). Liest man den Sitzungsbericht vom 18.10., wird die Bedeutung des Bonner Wissenschaftlers deutlich. »Durch das von Meyer-Eppler vorgeschlagene Verfahren [...] ergeben sich auch für den Rundfunk neue Perspektiven.« (zit. n. Morawska-Büngeler, 8) Der Bericht verweist mehrmals auf die Forschungen Meyer-Epplers. Am Schluß des Protokolls wird noch einmal die exponierte Stellung des Wissenschaftlers betont, indem die Wahl des Standorts Köln u.a. mit der »Greifbarkeit« Meyer-Epplers in Bonn unterstrichen wird (zit. n. Morawska-Büngeler, 8). Der Rekurs auf Meyer-Eppler erfüllt mindestens zwei Funktionen. Zum einen wird die Begründung eines u.U. nicht unumstrittenen Studios (vgl. Eimert/Humpert, 24) mit den Forschungsergebnissen eines renommierten Wissenschaftlers fundiert. Diese argumentative Ebene verrät etwas über die Legitimation dieses Projektes und verweist dadurch auf die Wichtigkeit des Bonner Professors. Zum anderen weist das Protokoll inhaltlich darauf hin, daß Meyer-Eppler zu den zentralen Personen gehörte, die die Logistik des Studios prägten. Hier kündigte sich bereits an, daß er mit Fritz Enkel, dem damaligen Leiter der Prüf- und Meßtechnik, später Techniker des Studios und Doktorand bei Meyer-Eppler (vgl. Morawska-Büngeler, 12, 15), mit der Planung des Studios beauftragt wurde. Meyer-Eppler kann also von technischer Seite als Mitbegründer des elektronischen Studios gelten. Für seinen Einfluß auf den Studioleiter Herbert Eimert heißt das, daß er ihm den Arbeitsplatz und das erste technische ›Handwerkszeug‹ für dessen kompositorische Arbeit erstellte.

3 Meyer-Epplers Einfluß auf die Kompositionen Eimerts

Gegenstand der folgenden Analyse sind einerseits die frühesten Klangmodelle, die in gemeinsamer Arbeit von Herbert Eimert und Robert Beyer bis 1953 im Kölner Funkhaus entstanden, andererseits Eimerts wichtigste Sprachkomposition: der Epitaph für Aikichi Kuboyama von 1962. Es wird die Hypothese geprüft, ob Eimerts frühes Oeuvre durch Meyer-Epplers Klangexperimente bzw. der Epitaph durch die Kommunikationstheorie des Bonner Wissenschaftlers beeinflußt wurde.

Von besonderem Interesse sind die Werke, die im Zeitraum von 1952 bis Anfang 1953 verwirklicht wurden, da sie sich aus musikwissenschaftlicher


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