- 317 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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und Praxis seiner Arbeit stellten für die spätere Entwicklung des ›Studios für Elektronische Musik‹ des NWDR in Köln wichtiges Grundlagenwissen zur Verfügung. Im September desselben Jahres war es auch, als Meyer-Eppler seine Klangversuche zur Sprachsynthese erstmals einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit präsentierte. Vom 21. bis zum 25.9.1949 nahm er an einer Physikertagung in Bonn teil und hielt einen Vortrag über Sprachsynthese, in dem er Hörbeispiele seiner Vocoderexperimente vorführte (vgl. Ungeheuer 1992, 97). Zu einer wichtigen Begegnung kam es wenige Tage später auf der ersten Tonmeistertagung in Detmold (29.–30.9.1949), auf der Meyer-Eppler noch einmal zum Thema ›Synthetische Sprache‹ referierte. Hier lernte er den Tonmeister Robert Beyer kennen. Beyer, der seit 1946 beim NWDR in Köln beschäftigt war, interessierte sich seit langem für das Thema elektronische Klangerzeugung hinsichtlich einer ›kommenden‹ Musik »auf elektroakustischer Grundlage (1928)« (Morawska-Büngeler, 7). Sehr wahrscheinlich entschlossen sie sich hier zu einer Zusammenarbeit (vgl. Ungeheuer 1992, 99). Welche Bedeutung dieser Bekanntschaft beizumessen ist, läßt sich im nachhinein nicht endgültig beantworten. Elena Ungeheuer sieht in Beyer die Schlüsselfigur, die Meyer-Eppler mit dem Komponisten und NWDR-Rundfunkredakteur Herbert Eimert bekannt gemacht hat (vgl. ebd., 101ff.). Insofern wäre Beyer ein wichtiger ›Katalysator‹ gewesen, der Meyer-Eppler den Weg zum Rundfunk geebnet und ihm die Einflußnahme auf die Entwicklung des Tonstudios ermöglicht hatte. Marietta Morawska-Büngeler kommentiert die Detmolder Tagung zurückhaltender und verweist auf die Darmstädter Ferienkurse im folgenden Jahr (21.–23.8.1950), wo sich Beyer, Meyer-Eppler und Eimert begegnet sind. Herbert Eimerts Rolle beschreibt sie vage: »Herbert Eimert wohnte [...] diesen Vorträgen bei. Man begann sich für die Sache zu interessieren.« (Morawska-Büngeler, 7) Die Vorträge, auf die Marietta Morawska-Büngeler anspielt, sind die von Beyer und Meyer-Eppler zum Thema ›Die Klangwelt der elektronischen Musik‹. Beide hatten mit Wolfgang Steinecke, dem Leiter der Darmstädter Kurse, einen gemeinsamen Vortragszyklus verabredet (vgl. Ungeheuer 1992, 104). Allen Anzeichen nach war Eimert von den Arbeiten Meyer-Epplers und Beyers angeregt und hielt im folgenden Jahr in Darmstadt selbst einen Vortrag über die ›Musik in Grenzsituationen‹ (9.–10.7.1951). Auch Meyer-Eppler, der seit einem Jahr (seit 1950) mit einem Melochord und einem AEG-Magnetophon experimentierte, um elektronische Musik herzustellen (vgl. ebd., 200f.), stellte bei dieser Tagung seine neuesten Forschungsergebnisse vor.

Eimert und Meyer-Eppler sind sich also im Zeitraum August 1950 bis Juli 1951 mit großer Wahrscheinlichkeit zweimal in Darmstadt begegnet. Über den inhaltlichen Austausch zwischen ihnen ist nichts Genaueres bekannt, zumal es zwischen ihnen auch keinen Schriftwechsel gab, der dies belegen


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