und Akkordeon zunächst
zwei verschiedene Klangwelten auf: Das Akkordeon wirkt im ersten Teil sehr
statisch und rational und bildet durch seine Akkordik quasi das Fundament
und möglicherweise sogar eine Art Korsett für die simultan sehr
expressiv beginnende Violine. (Es soll an dieser Stelle keine genaue Analyse
von Takten und Zählzeiten erfolgen, obgleich es sicherlich interessant
wäre; dennoch soll hier ein wenig die Kompositionsstruktur dargelegt
werden.) Dieses ungleiche Verhältnis, das durch die Satzstruktur ebenso
ausgedrückt wird wie durch Melodik und Rhythmik, verkehrt sich innerhalb
dieses ersten Stückes. Nach der gemeinsamen Introduktion ›reden‹ beide
Instrumente abwechselnd miteinander und übernehmen dabei z.T. die Eigenschaften
des anderen: In der Akkordeonstimme löst sich die rhythmische Starrheit
nach und nach bis zur Destabilisierung durch Überbindungen im Baß
auf, wohingegen sie in der Violinstimme zunächst zu-, dann aber wieder
leicht abnimmt. Den Rahmen bildet erneut das simultane Spiel, welches das
zuvor blockhafte Aufeinanderzubewegen und Auseinandersetzen mit dem anderen
Partner einschließt. Das zweite Stück, das ein neues Thema vorstellt,
schließt sich ohne Überleitung an das erste an. Es ist ebenfalls
dreiteilig, unterscheidet sich aber im wesentlichen dadurch, daß hier
nicht zwei Blöcke einander gegenüberstehen, sondern sehr stark
ineinander verwoben sind und sich teilweise imitieren bis sie letztlich –
zumindest für eineinhalb Takte – zur Homophonie gelangen. Diese Homophonie
bildet den Beginn einer kurzen Entspannungsphase, die in einen extrem rhythmisch
geprägten Teil überleitet. Hier attackieren sich Violine und Akkordeon
heftig. Indem der wenige Takte später erklingende Cluster bereits rhythmisiert
durch das Akkordeon vorweggenommen wird, erhöht sich die Spannung so
stark, daß der oben angesprochene Cluster, der das dritte Stück
einleitet, als Auf- bzw. Erlösung wirkt. Das dritte Stück bietet
eine Art Reprisenerlebnis, das sich allerdings überwiegend auf die Akkordeonstimme
bezieht. Die Violine spielt dazu eine tendenziell abwärts gerichtete
Chromatik, die das Akkordeon als Überleitung zur Coda weiterführt.
Die Coda greift die rhythmische Bestimmtheit der entsprechenden vorherigen
Abschnitte auf, insbesondere die Synkopen, und kombiniert sie mit der Violinstimme
neu. Der Schluß der Komposition zeigt die beiden Instrumente so verschieden
wie der Anfang: Das rationale Prinzip des Akkordeons scheint gesiegt zu haben.
Während das Akkordeon noch einmal akkordisch dominiert und in zwei simultan
erklingende Tonarten mündet (G-/F-dur), endet die Violine nach mehrtaktigem
Schweigen in einem vagierenden Akkord in e. Dadurch wirkt das Klangergebnis
fragend: Die scheinbar siegende Ratio wird durch die Emotion in Frage gestellt.
Das gesamte Werk wirkt wie ein Ringen mit sich selbst – als ein Verarbeiten von Konflikten. Es drückt die Dualität des Menschen aus, die Diskrepanz |