zwischen dem dionysischen und appollinischen Prinzip, ein Streben nach Freiheit,
die in eine konsequente Form, der Dreiteiligkeit des Werks und der einzelnen
Stücke, gedrückt wird, der Zwang, der dem Frei-Sein-Wollen gegenübersteht.
Das appollinische gewinnt zwar letztlich die Auseinandersetzung, aber es
bleiben fragende Anteile des dionysischen zurück. Außerdem wird
durch die Chromatik das Leiden unter dem Sieger deutlich. Darin mag auch
letztlich die Erklärung für den Titel dieser Komposition liegen.
Das Ringen zwischen Gefühl und Verstand wird als eine Art ›Drahtseilakt‹,
als Danse fatale im wahrsten Sinne des Wortes, verstanden – ein Tanz auf
dünnem Seil, bei dem es darum geht, genau die Balance zu finden. Gelingt
dies nicht, so kann es letztlich ›fatale‹ Folgen haben. Auf diesen Drahtseilakt
verweist auch die Form des Tanzes (Seiltanz), denn ein Tanz kann einerseits
Emotionen ausdrücken (z.B. durch unterschiedliche Tanzarten wie Dance
macabre o. ä.), andererseits ist er durch Schrittfolge, Körperhaltung
oder sonstige Etikette in relativ enge Konventionen gepreßt. Insofern
könnte auch die musikalische Form den oben angesprochenen Zwiespalt ausdrücken.
Mit dem o.g. Deutungsversuch kann ein Bezug zu postmodernen Vorstellungen
hergestellt werden wie Brunhilde Sonntag sie selbst in ihrem unveröffentlichten
Aufsatz zur Postmoderne in der Musik (39ff)
formuliert hat. Musik ist hier kein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse,
sondern von persönlichen Erfahrungen, die jeder machen kann. Insofern
hat das Stück nicht nur persönliche, sondern auch gesellschaftliche
Relevanz und wird zeitlos. Dadurch gewinnt es wieder ein Stück der Freiheit,
die ihm durch die Form genommen scheint.
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Abschließende Betrachtungen
Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, daß das Akkordeon zwar
ein Instrument des 19. Jahrhunderts ist, seine Literatur sich aber erst
seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt und sich dabei
sehr stark an den vorangegangenen Epochen orientiert hat. Dies bezieht sich
in erster Linie auf die Kompositionsform. Diese traditionellen Formen wurden
durch Tonalitätsvorstellungen des 20. Jahrhunderts ergänzt, so
daß letztlich nur sehr wenige (hier nicht aufgeführte Werke) tatsächlich
im alten Stil komponiert worden sind. Insgesamt hat die Literatur eine Entwicklung
durchgemacht, die – beginnend in den 50er Jahren – das Akkordeon in der zeitgenössischen
Musik ›hoffähig‹ und in verschiedenen Bereichen etabliert hat, was ohne
die frühen Versuche Hugo Herrmanns kaum denkbar gewesen wäre. Dennoch
bleibt festzuhalten, daß es Gattungen gibt, in denen das Akkordeon
unterrepräsentiert ist, z.B. in der Programmusik (wenngleich sie im
zwanzigsten Jahrhundert
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