was in Anatomic Safari von Per Nørgard
besonders stark ausgeprägt, aber auch Bestandteil mehrerer anderer Werke
ist (z.B. in Petr Fialas Aphorisms). Nørgard
widmet verschiedenen Geräuschen einzelne Sätze. (Eine genaue Analyse
der Anatomic Safari bietet Romald Fischer.)
Kompositionen werden z.T. in graphischer Notation dargestellt. Juraj Pospisil
schuf mit seinem Recitativo ed Aria op. 20
1965 eine der ersten freitonalen Akkordeonkompositionen. Bemerkenswert ist,
daß der Komponist bei einem, die Tonalität betreffend und aus
der Perspektive der Akkordeonisten betrachtet, so ›fortschrittlichen‹ Werk
das traditionelle Begriffspaar ›Rezitativ und Arie‹ verwendet, das in der
Instrumentalmusik des 20. Jahrhunderts kaum noch eine Rolle spielt. Hintergrund
hierfür mag die noch nicht sehr weit entfernte Beziehung der Akkordeonliteratur
zu historischen Formen des Barock und der Klassik sein, obgleich hier einzuwenden
wäre, daß auch bereits Schönberg und andere Komponisten freitonalen
Werken durch Titel, die an Barock oder Klassik erinnern, historischen Bezug
verleihen. Aber auch bezüglich der Form erkennt man Abweichungen, mit
denen sich der Komponist über Konventionen, die mit dem Begriffspaar
verbunden sind, hinwegsetzt. Wenngleich eine grobe Dreiteiligkeit der Arie
erkennbar ist – allerdings nicht im Sinne einer ABA-Form – so ähnelt
sie in ihrem Charakter relativ stark dem vorausgehenden Rezitativ. Prägend
ist der Improvisationsgedanke. Dies trifft insofern zu, als das Moment der
Tondauern relativ ist, indem innerhalb bestimmter Zeitabschnitte die vorgegebenen
Noten zu realisieren sind, vergleichbar mit Witold Lutoslawskis
Jeux Vénitiens (1961). Damit könnte das Werk in die Nähe
des Begriffs des Materialexperiments gerückt werden, allerdings nur
in die Nähe dessen, weil es z.B. mit der von John Cage entworfenen Zufallskomposition
Variations nicht so ohne weiteres Gemeinsamkeiten aufweist. Die improvisatorische
Freiheit besteht nur auf dem Gebiet des Rhythmus, wobei auch hier einschränkend
hinzugefügt werden muß, daß dieser aufgrund der Vorgaben
des Komponisten nicht einer völligen Interpretenfreiheit unterliegt.
Die durch die kompositorische Anlage gewonnene Erweiterung des musikalischen
Materials entspricht den Bestrebungen der Zeit nach der Auflösung der
traditionellen Form. Gleichzeitig wird durch die Verwendung des traditionellen
Begriffspaares im neuen Kontext eine Art zeitlicher Grenzenlosigkeit angedeutet,
die ein Kennzeichen der Moderne zu sein scheint, sieht man sich vergleichbare
Literatur für andere Besetzungen an (z.B. Mauricio Kagel:
Ludwig van). Vergangenheit bzw. Tradition wird in die Gegenwart projiziert
und vermischt. Daraus wird deutlich, daß die Gegenwart aus der Vergangenheit
erwachsen und in sie eingebunden ist.
Neben der Atonalität fanden auch Serialismus und Aleatorik in den sechziger Jahren in der Akkordeonliteratur Verwendung, die neben Padros‘ Trama concentrica nicht zuletzt Kagel in seine Akkordeonwerke einbezieht. Die |