schrieb. Die Trossinger Musiktage waren das ›Musikfestival‹,
das zur Verbreitung solch neuer Akkordeonliteratur diente, sozusagen ›das
Donaueschingen der Akkordeonisten‹, obgleich dieser Bewertung hinzugefügt
werden muß, daß die Zahl der Uraufführungen im Laufe der
Jahre abnahm und die Veranstaltung zu einer Ghettoisierung des Akkordeons
beitrug (vgl. Eschenbacher 1991, 189). Eines der ›Übergangswerke‹ der
Einzeltonliteratur stellt das Märchen für Akkordeon und Orchester
Pohádky (1959) von Václav Trojan dar, einem tschechischen
Komponisten, der überwiegend aus dem Bereich der Filmmusik bekannt ist,
u.a. durch die Filmmusik zu Der brave Soldat Schwejk
(1954) (vgl. auch Thiel, 234; 407). Mit Pohádky
greift er die von Zilcher und Herrmann begonnene Tradition der Literatur
für Akkordeon und Orchester auf, führt sie aber insofern darüber
hinaus als er eines der wenigen und – möglicherweise zu diesem Zeitpunkt
– ersten programmatischen Werke schreibt. Bis heute ist der Bereich der Programmusik
für Akkordeon, von der dahingehend zahlreich existierenden Unterrichtsliteratur
einmal abgesehen, sehr vernachlässigt bzw. kaum ausgeprägt. Trojan
hat diese Gattung neben Niels Viggo Bentzons In The
Zoo, das in seinem Aufbau mit Mussorkskys
Bilder einer Ausstellung vergleichbar ist, mit einigen wenigen Werken
bereichert. Ein sehr markantes Stück ist Die
zertrümmerte Kathedrale (1963),
ein Werk, das unter dem Motto »Als ich die Trümmer von Dresden
sah, wurde ich nachdenklich und war dem Weinen nah.« den Eindruck der
Zerstörung Dresdens widergibt und mittels verschiedener musikalischer
Mittel, z.T. durch Polytonalität, das Bild des Grauens vor Augen entstehen
lassen kann. Trojans programmusikalisches Schaffen für Akkordeon steht
in engem Zusammenhang mit seinen Filmmusiken, die er z.T. für dieses
Instrument in kammermusikalischer Besetzung bearbeitet hat. So ist nicht
verwunderlich, daß seinen beiden weiteren Werken (vgl. auch Bibliographie
am Schluß des Aufsatzes) ›märchenhafte Stoffe‹ zugrunde liegen.
Erst ab etwa 1960 sind kompositorische Impulse, die der zeitgenössischen Musik verhaftet sind, zu erkennen. (Mit der Einbeziehung des Akkordeons in die zeitgenössische Musik endete die Neuschöpfung von Konzertliteratur für das Standardbaßmanual (M2), welches durch seit 1962 aufkommende Einzeltonmanualwerke verdrängt wurde. Das letzte Konzertstück für M2 – im oben erläuterten Sinne zu verstehen – ist das 1962 entstandene Capriccio von Wolfgang Jacobi.) Durch den Akkordeonisten Mogens Ellegaard wurden die Werke skandinavischer Komponisten wie Leif Kayser, Niels Viggo Bentzon, Ole Schmidt, Torbjörn Lundquist u.a. bei den Trossinger Osterarbeitswochen vorgestellt, die das Akkordeon sowohl als Solo- als auch als Kammermusikinstrument einbeziehen. Sie nutzen verstärkt die flexiblen Ausdrucksformen des Instruments über die Erzeugung von Vierteltönen durch Über- oder Unterdruck bis hin zum mechanischen Geräusch der Register und Tasten, |