wurde. Das Thema der Sonate wird in allen
drei Sätzen auf unterschiedliche Weise zur Grundlage gemacht, z.B. als
Ostinatofigur im Baß oder in geringfügiger melodischer Variante
als 6/8 Takt. Wichtig ist hierbei zu bemerken, daß dieses Stück
für Standardbaß- (Manual 2) und nicht für das Einzeltonmanual
(Manual 3) komponiert wurde, so daß zwar kein tonhöhengerechtes
Spiel der linken Hand möglich ist; aber dennoch enthält sie thematische
Melodieverläufe. Ein dritter Bereich bezieht sich eher auf die von Mendelssohn
Bartholdy geschaffene Gattung der Lieder ohne Worte, die Herrmann bereits
in seine erste Originalkomposition einbezogen hat. Wenngleich die Akkordeonkompositionen
nicht so überschrieben sind, so knüpfen sie doch gern an die Liedform
an. Hier wird deutlich, daß sich die Akkordeonliteratur nicht sofort
in die zeitgenössische Literatur eingefügt, sondern zunächst
versucht hat, musikalische Elemente vom Barock bis hin zur Romantik aufzunehmen,
was allerdings auch dem nationalsozialistischen Musikdenken entgegengekommen
sein dürfte.
In der Nachkriegszeit erschloß man weitere Formen, wie z.B. die Sonate (vgl. o.). Ansonsten wurden die bereits existierenden Gattungen durch neue Werke erweitert, allerdings ohne neue Impulse in der Tonsprache. Auch Werke für Akkordeon und Orchester, wie das des Amerikaners Roy Harris (vgl. Bibliographie im Anhang), waren eher eine Bereicherung für das Orchester hinsichtlich der Klangfarbe des Akkordeons als für die Akkordeonliteratur in Bezug auf die Kompositionsform oder technische Schwierigkeit für den Solisten (vgl. Binder, 76). Allerdings begann jetzt langsam eine vermehrte Komposition für das dreimanualige Instrument, was erst in den 60er Jahren wesentlich zunahm. Der Kreis derjenigen, die für das Akkordeon schrieben, wuchs immer mehr. Dies ist nicht zuletzt Hugo Herrmann zu verdanken, der sich immer wieder für dieses Instrument einsetzte, z.T. in Verbindung mit Hohner, z.T. aber auch, indem er seine Kollegen in Zeitschriftenartikeln zum Komponieren aufrief (vgl. Zintgraf, 21). Inwieweit der ›einsame Rufer in der Wüste‹ zu der Zeit erhört wurde, vermag an dieser Stelle nicht gesagt zu werden. Dennoch kam dem Akkordeon bei den 1950 wieder beginnenden Donaueschinger Musiktagen nicht mehr die Bedeutung zu, die es zwischen 1922 und 1935 hatte (Erst 1995 kam es dort wieder zur Aufführung eines Werkes mit Akkordeon: Vinko Globokar: Masse, Macht und Individuum für gr. Orchester und vier Instrumentalsolisten), obgleich sich Hugo Herrmann für die Programmgestaltung verantwortlich zeichnete, was aber wohl nicht immer unumstritten war (vgl. Häusler, 131–133). Herrmann war aber auch der Initiator der Einrichtung des Staatlichen Hochschulinstituts für Musikerziehung Trossingen, das 1943 gegründet wurde, um erstmals Akkordeonlehrer auszubilden. Die erste Komposition für das Einzeltonmanual entstand 1952 von Hans Brehme, der 18 Konzertetüden über ein Thema Paganinis, die Paganiniana, |