- 293 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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nach Eickhoff 1991, 83) konnte sich aufgrund der starken Verwendung in der Tanzmusik nicht durchsetzen.

Für die Verbreitung der Harmonikainstrumente sorgten neben dem Zentrum Wien auch Gera, Magdeburg, Klingenthal und Trossingen. 1836 gründete Heinrich Wagner in Gera eine erste Produktionsstätte. Die Blütezeit für die Fertigung endete vor dem ersten Weltkrieg.

Ab 1852 wurden in Klingenthal Mundharmonikas hergestellt (1862 waren es 218.400!), die unterschiedlichen Harmonikawerkstätten schlossen sich nach und nach zusammen, 1949 entstand der VEB Klingenthaler Harmonikawerke. Trossingen nimmt in der Fabrikationsentwicklung eine Sonderstellung ein, da in dieser Gegend vorher noch keine Instrumente hergestellt worden sind. 1832 gründete Christian Meßner eine erste Werkstatt. 1857 begann Matthias Hohner mit der Mundharmonikaproduktion, die Handharmonikaherstellung erfolgte erst ab 1903. Hohner expandierte besonders stark zwischen 1906 und 1929, indem er die umliegende Konkurrenz aufkaufte und seiner Aktiengesellschaft einverleibte. Diese Firma war von allen die erfolgreichste, was vor allem auf den in der USA erschlossenen (Mund)Harmonikamarkt zurückzuführen ist (vgl. Berghoff, 179–184). Sein wirtschaftlicher Erfolg eröffnete Ernst Hohner die Möglichkeit, Komponisten anzuregen, für das Akkordeon zu schreiben, so daß auf seine Tätigkeit die Entstehung von Originalliteratur für Akkordeon zurückzuführen ist, obgleich – wie im nächsten Kapitel zu zeigen sein wird – auch vorher schon für Akkordeon komponiert worden ist.

3 Entwicklung der Literatur für Akkordeon

Die Entwicklung der Literatur vollzog sich wesentlich schwieriger als die des Instruments. Während sich die technische Seite des Instruments von der industriellen Entwicklung der Zeit angetrieben sah, galt es hier nun, eine Spielkultur heranreifen zu lassen, die für einen Einsatz des Akkordeons im ›seriösen‹ Konzertleben, d.h. abseits jeglicher autodidaktisch erarbeiteter Volks-, Gast- und Wirtshausmusik, geeignet war und die letztlich die Grundlage bildet, Komponisten anzuregen, sich mit dem Akkordeon auseinanderzusetzen und dafür zu schreiben. Fehlt eine dem zeitgemäßen Musikleben entsprechende Literatur, so ist es mehr als schwierig, wenn nicht gar unmöglich, einem Instrument zu öffentlicher Geltung zu verhelfen. Letztlich hat dies wiederum Auswirkungen auf die technische Weiterentwicklung, die dann stagniert. Sie resultiert häufig aus kompositorischen Fortschritten und Erfordernissen. Damit zeigt sich ein Kreislauf, aus dem es schwierig ist herauszukommen. Das alleinige Aneignen von Bearbeitungen, obgleich auch


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