- 290 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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und muß sich auf einige wenige Werke beschränken. Auf ebenfalls wichtige Akkordeonliteratur nimmt in ähnlichem Zusammenhang Eschenbacher in seiner Dissertation Bezug. Daher wurde die Besprechung gleicher Werke möglichst vermieden. Dies gilt auch für die angefügte Kurzbibliographie, die sich insbesondere auf die bei Walter Maurer nicht erwähnten oder später entstandenen Werke konzentriert, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die Angaben zur geschichtlichen Entwicklung des Akkordeons sind, sofern nicht zusätzlich gekennzeichnet, der Dissertation Richters entnommen.

Schließlich soll denjenigen gedankt werden, die diese Arbeit durch wertvolle Hinweise oder Bereitstellen von schwer zugänglichen Materialien unterstützt haben, insbesondere Prof. Dr. Bernhard Müßgens, Dr. Hans-Werner Boresch, Dr. Thomas Eickhoff und Oliver Kautny. Desweiteren gilt der Dank Prof. Dr. Christian Ahrens für das Zur-Verfügung-Stellen seines überarbeiteten Manuskripts zum gleichnamigen Vortrag, den er im November 1999 beim Symposion Harmonium und Handharmonika im Kloster Michaelstein gehalten hat.

2 Die geschichtliche Entwicklung des Akkordeons

Das Akkordeon ist im Vergleich zu anderen Instrumenten noch recht jung, obgleich die Erfindung schon auf das Jahr 1822 zurückgeht, ein Jahr später als die Mundharmonika. Das Prinzip der durchschlagenden Zunge ist wesentlich älter und geht auf die »Kulturheroin Nügua« (um 2900 v. Chr.) (Schwörer-Kohl, Sp. 615) – nicht auf den chinesischen Kaiser Nin-Qua (um 2700 v. Chr.), wie in der einschlägigen Akkordeonliteratur behauptet wird – zurück. Die durchschlagende Zunge war damals für die Tonerzeugung der chinesischen Mundorgel Sheng verantwortlich. Diese besteht ursprünglich aus einer Kürbisschale mit einem seitlichen Schnabel, durch den Luft in das Instrument geblasen wird. Die Röhren, bestehend aus Bambus, sind wie bei einer Orgel unterschiedlich lang und enthalten eine Bambusstimmzunge, die durch Zuhalten des in den Röhren befindlichen Lochs in Schwingungen versetzt wird und somit den Ton erzeugt. Wie die Stimmzunge nach Europa kam, ist unklar. Erstmals in Europa 1618 von Michael Praetorius in Syntagma musicum, Bd.2 schriftlich erwähnt (vgl. Praetorius, 143), war man sich lange Zeit aufgrund der nicht eindeutigen Formulierungen unsicher, ob die dort beschriebene Zunge eine Durch- oder eher eine Aufschlagzunge war (vgl. Ahrens, 2 [Die Seitenangaben beziehen sich auf das Manuskript und können von der sich im Druck befindlichen Publikation abweichen.]). Die Tatsache, daß bereits Praetorius mit der Durchschlagzunge in Orgelregistern arbeitete, wurde lange übersehen – möglicherweise auch deshalb, weil der durch sie erzeugte Klang nicht der Ästhetik der Zeit entsprach (vgl. Ahrens, 14, Fußnote 78). Cyrill Demian, der 1829 das ›Accordion‹ patentieren ließ, wies allerdings in seinem Patentantrag auf eine mehr als 200jährige Verwendung der Durchschlagzunge hin (vgl. Ahrens, 12, Fußnote 67).


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