sodann auch in Bayreuth die Affinität
zum Opernschaffen, wie zu damals renommierten Komponisten: Carl Orff und
Werner Egk, beide in die Mühlen der braunen Kunstdoktrinen involviert,
erwiesen sich als einflußreiche Förderer ebenso wie in Widerstandszellen
aktive Künstler, die der wendige von Einem tatkräftig unterstützte.
Er selbst war wegen angeblichen Landesverrats kurzzeitg von der Gestapo inhaftiert
worden, die ersten Orchesterwerke, wie das jazzige, zeitweilig in Verruf
geratene Concerto op. 4, sollten dennoch teils
umjubelte Uraufführungen mit angesehenen Interpreten wie Elmendorff
oder Karajan erleben.17
17
Vgl. Thomas Eickhoff, Politische Dimensionen
einer Komponisten-Biographie im 20. Jahrhundert
– Gottfried von Einem ( Beihefte zum Archiv für Musikwissenschaft,
Bd. XLIII, hrsg. v. Hans Heinrich Eggebrecht), Stuttgart 1998, 17–38.
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Während des Krieges
nahm das aufmerksame Verfolgen des politischen Tagesgeschehens in Blachers
Unterricht, obwohl nicht ungefährlich, offensichtlich einen selbstverständlichen
Platz ein, so daß von Einem in der Obhut des Lehrers mit dessen politischem
Bewußtsein nicht nur vertraut gewesen sein dürfte, sondern seine
politisch opponierende Haltung auch aufgrund eigener einschlägiger Erfahrungen
z.B. mit der Gestapo geteilt haben mag. Entsprechend gab Gottfried von Einem
auf die Frage, ob der Unterricht bei Boris Blacher »rein musikalischer
Natur« war oder auch etwas »von diesem Botschaftsbewusstsein«
eines Komponisten mitgetragen habe, folgende Antwort:
»Ich weiß nicht, ›Botschaft‹ würde ich ungern annehmen.
Aber er hat in jedem Fall beigetragen,
daß ich etwas schärfer nachgedacht habe
über das, was geschieht. Denn daß ich nach einer Verhaftung durch
die Gestapo die Zeit nicht so liebevoll
betrachtete, war ja klar, das wußte
Blacher. Blacher war jemand, der überhaupt sehr, sehr scharf über
die Zeit nachgedacht hat.«
(Gespräch Gottfried von Einem – Manfred
Wagner (24. März 1993) – Typoskript im Besitz des Verfassers.)
Gerade im Hinblick auf
seine pädagogische Tätigkeit waren für Blacher die Erfahrungen
als Kompositionslehrer eng mit letztlich politisch motivierten und infolge
gegen ihn gerichteten Maßnahmen verbunden: So hatte ihm der Dresdner
Operndirektor Karl Böhm 1938 nach dem Erfolg der
Concertanten Musik einen Lehrauftrag für Komposition am Landeskonservatorium
in Dresden verschafft, den Blacher bereits 1939 aufgeben mußte, da
er seinen Schülern die von den Nationalsozialisten geächteten Komponisten,
wie z.B. Paul Hindemith und Darius Milhaud nähergebrachte hatte. Hingegen
war Blacher im Privatunterricht nicht in dem Maße wie am Konservatorium
obrigkeitlichen Zwängen unterworfen, so daß er mit von Einem den
in Dresden eingeschlagenen Weg der Kompositionslehre unerschrocken weiterging.
Trägt
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