- 284 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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habe, macht er Güntzel in seinem Brief vom am 25. April 1952 den Vorschlag, ihm eine einfache Amateuraufnahme von der Stelle, an der sich die Instrumenten-Nummer befindet, zuzuschicken. An Hand dieses Fotos könne er wahrscheinlich schon erkennen, was mit dem Flügel geschehen sei.

Güntzel bedauert, dass es Ibach nicht möglich ist, persönlich den Flügel zu begutachten, bedankt sich aber für den Vorschlag, die zweifelhaften Stellen fotografieren zu lassen. Er äußert seine große Verärgerung gegenüber den »Machenschaften« seitens der Musikhochschule Weimar und weist darauf hin, dass er diesen, von der Hochschule überlassenen Flügel nicht in Regers Arbeitszimmer ausstellen werde, da er sich schäme,

»[...] dem Meister die Schmach anzutun und der Oeffentlichkeit zu sagen, dieses ramponierte Instrument ist Regers-Flügel gewesen. Was muss das Publikum von Reger denken, der als in jeder Beziehung als ein überaus peinlicher und gewissenhafter Mensch gilt u. bekannt ist.« (Güntzel an Firma Ibach, Herrn Stegen am 7. Mai 1952)

Ibach beteuert erneut, dass es ihm derzeit leider nicht möglich ist, persönlich eine Identifizierung des Flügels vorzunehmen. Er verweist aber nochmals auf die Möglichkeit, mittels Fotografien eine Klärung zu versuchen. Erstaunlicher Weise gibt es von Mai 1952 an bis zum Juli 1956 keine weitere Korrespondenz in dieser Angelegenheit, zumindest liegt bisher kein weiteres Dokument vor. Am 14. Juli 1956 wendet sich der Rat der Stadt Erfurt (Abteilung Kultur, Land Thüringen) an Ibach, und bittet erneut um Angaben, die den Flügel betreffen. Die Unwissenheit seitens des Rates der Stadt Erfurt ist besonders merkwürdig, da das Archiv schon 1922 dem Land Thüringen von Elsa Reger geschenkt wurde. Anscheinend hatten auch hier die kriegsbedingten Veränderungen ihre Spuren hinterlassen.

Auch in diesem Fall antwortet Ibach detailliert auf die Fragen und bestätigt, dass der angesprochene Flügel von Reger bis zu seinem Tode gespielt wurde. Nach dem Rat wendet sich am 26. Juni 1957 auch der Staatsanwalt der Stadt Erfurt an Ibach mit der eindringlichen Bitte, persönlich nach Meiningen zu kommen, um den Flügel eindeutig zu identifizieren:

»Sehr geehrter Herr! Durch das Max-Reger-Archiv in Meiningen ist mir bekannt geworden, daß der Verdacht bestehe, ein von dem Komponisten Max-Reger (!) benutzter Flügel sei vor der Überführung in das Archiv in Meiningen durch ein anderes Instrument ersetzt worden. In diesem Zusammenhang werden auch Vermutungen des fälschlichen Aufdruckes der Fabrikationsnummern geäußert: Wie ich aus dem Schriftwechsel des Archivs, in welchem mir Herr Direktor Güntzel freundlicherweise Einblick gewährte, ersehen konnte, sind Sie in verschiedenen Fragen der Beschaffenheit des aus Ihrer Produktion stammenden Reger-Flügels konsultiert worden. Selbstverständlich war es


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