- 285 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Ihnen nur schwer möglich, ohne das Instrument gesehen zu haben, ein definitives Urteil abzugeben. Ich bin jedoch sehr daran interessiert, daß die bestehenden, nicht unbegründeten Verdachtsmomente eine Klärung erfahren. Hierzu könnte Ihre Firma im Interesse des Nachlasses des berühmten deutschen Musikers und Komponisten wesentlich beitragen. Es geht mir dabei um eine Begutachtung des im Meininger-Reger-Archiv (!) aufgestellten Ibach-Flügels. Gewiss haben Sie des öfteren auf dem Gebiete der Deutschen Demokratischen Republik geschäftliche Dinge zu besorgen, und es würde Ihnen dann vielleicht möglich sein, in Meiningen das genannte Instrument in Augenschein zu nehmen. Es wäre mir jedoch angenehm, wenn ich bei dieser Besichtigung anwesend sein könnte, zumal ich Wert darauf lege, mit einem Ihrer Experten auch persönlich zu sprechen.«  (Staatsanwalt des Bezirkes Erfurt, Herr Tietz an Firma Ibach am 26. Juni 1957)

Bedauernd weist Ibach erneut auf die politisch schwierigen Verhältnisse hin, die ein persönliches Kommen leider sehr unwahrscheinlich machen:

»Aus den in der Korrespondenz mit dem Reger-Archiv verschiedentlich angeführten Gründen, bin ich selbst sehr daran interessiert zu wissen, ob es sich bei dem IBACH-Flügel, der jetzt im Archiv steht, um das Original-Instrument handelt, welches Professor Max Reger von meiner Firma zur Verfügung gestellt wurde und ich bin insofern sehr gerne bereit Sie bei Ihren Ermittlungen zu unterstützen. Auf der anderen Seite komme ich nur sehr selten in die Ostzone, weil meine Firma leider keine Möglichkeit hat dorthin zu verkaufen und dort zu kaufen. Immerhin könnte es sein, dass ich gelegentlich einer Messe die Möglichkeit zu einem Besuch in Eisenach bzw. Meiningen habe; ich würde Sie dann rechtzeitig von meinem Kommen unterrichten.«  (Firma Ibach an den Staatsanwalt des Bezirkes Erfurt, Herrn Tietz am 1. August 1957)

Leider bleiben alle Aufklärungsversuche vergebens. Resigniert akzeptiert Ottomar Güntzel schließlich den Vorschlag, das ramponierte Instrument aus Tabarz zu übernehmen und auf Kosten der Musikhochschule in Weimar reparieren zu lassen. 1959 erliegt Ottomar Güntzel den Folgen eines Verkehrsunfalls, der damit eine endgültige Klärung, ob der im Reger-Archiv stehende Ibach-Flügel wirklich der echte »Reger-Flügel« ist, nicht mehr erleben konnte. Damit waren die Bemühungen um die Echtheitsfrage bis auf weiteres beendet.

Erst 40 Jahre später im Rahmen der Vorbereitungen zu der Ausstellung »1000 Cigaretten und ein Flügel von IBACH / Der Künstler und sein Lieferant, MAX REGER – RUD. IBACH SOHN im IBACH-Haus Schwelm« besuchte ein Geschäftsführer der Firma Ibach das Reger-Archiv in Meiningen und kam zu dem Schluss, dass dieses Instrument zweifelsfrei der echte, letzte Flügel des Komponisten ist. Der Zustand des Instrumentes stellte sich


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