- 26 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Im Geigenunterricht bei einem polnischen Schüler Henri Marteaus 7
7 Stuckenschmidt, ebd.
lernte Blacher die Musik von Richard Strauss und Claude Debussy »in Klavierfassungen der Orchesterwerke – oder nur in Erzählungen« eher oberflächlich kennen8,
8 Lewinski, ebd.
Noch zu Beginn seiner Berliner Studienzeit war Blachers Kenntnis der Werke Strauss’ im Kontext Neuer Musik eher unfundiert, denn im Hinblick auf die Strömungen der musikalischen Avantgarde im Berlin der 20er Jahre konnte die Musik des deutschen Spätromantikers keineswegs als Inbegriff der Moderne gelten, wie Blacher zunächst jedoch glaubte.9
9 Blacher, Neuland Rhythmus, a.a.O., 409.

Nach Ankunft in Berlin im Oktober 1922 nahm Blacher anfangs zwar ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule (später: Technische Universität) auf, doch nicht all zu lange »unterwarf« sich der Sohn dem väterlichen Willen. 10

10 Blacher, Neuland Rhythmus, 409.
Die Affinität zur Musik setzte sich durch: An der Berliner Musikhochschule wurde Blacher 1924 Privatschüler von Friedrich Ernst Koch (1862–1927), der als Komponist »außerhalb aller herrschenden Richtungen« stand. Stuckenschmidt zufolge ging Kochs Musik auf die »frühe Romantik mit klassizistischem Einschlag« zurück und nahm »von Wagner und Brahms so wenig Kenntnis wie von den Fortschritten der damals modernen Schulen.« Blacher, der bei Koch nach eigener Aussage nicht mehr Harmonielehre, sondern »in der Hauptsache Kontrapunkt, nach Bellermann« arbeitete11,
11 Wolfgang Burde, Interview mit Boris Blacher , in: Neue Zeitschrift für Musik 134. Jg. (1973), Heft 1, 20.
zeigte sich in dieser »strengen und soliden Schule« offenbar so begabt12,
12 Blacher, Neuland Rhythmus, a.a.O., 410.
daß er, nachdem Koch erkrankt war, ihn vertreten und seine Schüler in dieser Richtung weiterführen konnte. Neben diesen pädagogisch noch weitreichend wirkenden Erfahrungen mit einer soliden Handwerkslehre hinsichtlich Blachers späterer Tätigkeit als Kompositionslehrer, hinterließen aber auch die Neigungen zur Moderne in Blachers kompositorischen Übungsstücken Spuren, so daß der eher konservative Lehrer Koch »etwas unfriedlich an seiner Pfeife« zog – wie Blacher kommentierte – »wenn er in meinen Noten gewaltige Dissonanzen entdeckte.« (ebd.)

Für Blacher war Unterhaltungsmusik nicht nur seit Kindertagen prägend gewesen, sondern darüber hinaus auch eng mit der kompositorischen Tätigkeit im Berlin der Zwanziger Jahre verwoben, so daß angesichts des tiefgreifenden Wandels im Musikleben der Weimarer Republik13

13 Vgl. dazu ausführlich Hermann Danuser, Die Musik des 20. Jahrhunderts ( = Neues Handbuch der Musikwissenschaft, hg. v. Carl Dahlhaus, Bd. 7), Laaber 1992, 146ff.
Blachers frühes Schaffen daher als ein charakteristisches Spiegelbild seiner Zeit gelten

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