- 246 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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1961, Franco Donatoni 1962, John Cage 1964, das LaSalle-Quartett und Giuseppe Englert 1965, Artur Rubinstein und Mstislaw Rostropowitsch 1966, Luc Ferrari und Nadia Boulanger 1967, Per Norgaard und Mario di Bonaventura 1968, John Tavener 1969, Karlheinz Stockhausen, Alois Kontarsky und Siegfried Palm 1970, Arne Nordheim und Mauricio Kagel 1971, John Cage wieder 1972, Frederick Rzewski, Swjatoslaw Richter und Dietrich Fischer-Dieskau 1973, Luigi Nono und die Percussions de Strasbourg 1975, Edison Denissow 1976, Louis Andriessen und Henryk Szeryng 1977, Alfred Schnittke, Gidon Kremer und Cathy Berberian 1978, Cristóbal Halffter 1981, Herbert Henck, Harry Sparnaay, Francois-Bernard Mâche und Iannis Xenakis 1985 usw. usf., und das waren bei weitem nicht alle – ich erinnere mich an weitere Warschauer Begegnungen mit Dimitri Terzakis, Alois Pinos, Gloria Coates, Myriam Marbé, Helmut Lachenmann, Udo Zimmermann, John Adams, Elliot Carter, Alfred Schnittke und schließlich, kurz vor seinem Tode, Olivier Messiaen.

Während also in Warschau die musikalische Welt zu Gast war, zog man jenseits der Oder 1961 um die DDR eine Mauer, um das Land von allen schädlichen äußeren Einflüssen abzukapseln. Oder man führte »Formalismus-Diskussionen« darüber, ob alle kompositionstechnischen Neuerungen von der Dodekaphonie bis zur Elektronik notwendigerweise dem Klassenfeind in die Hände arbeiteten, oder ob nicht vielleicht doch das eine oder andere Element daraus der guten sozialistischen Sache dienstbar gemacht werden könnte, vorausgesetzt, der Komponist besitze die rechte linientreue Überzeugung.

3 Intervention der strenggläubigen Wölfe

In der Tschechoslowakei beendeten die Panzer 1968 alle Formalismus-Diskussionen. Aphoristisch lapidar reflektierte dies eine musiktheatralische Szene der genannten Elzbieta Sikora, betitelt »Intervention«, beim Warschauer Herbst 1971. Ein Trio aus Baßtuba und zwei Schlagzeugern kann nicht lange in Frieden leben. Aus dem dunklen Zuschauerraum kommt mit Panthersprüngen einer, der das Unternehmen stören will, durch Drohungen zunächst. Springt er auf den einen Spieler zu, verstummt dieser, und die anderen werden leiser. Und während sich die Musik wieder »normalisiert«, hält sich der Aggressor im Hintergrund. Der Baßtubist kann seinen Überraschungsangriff durch Täuschung kontern. Aber in der Schlagzeugerin hat er schließlich die Schwächste erspürt. Sie wird überwältigt – black out –, auf Band setzt Sinfonieorchester ein mit einem Triumphmarsch und anküpfendem Beifall.


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