1961, Franco Donatoni 1962, John Cage 1964, das LaSalle-Quartett und Giuseppe
Englert 1965, Artur Rubinstein und Mstislaw Rostropowitsch 1966, Luc Ferrari
und Nadia Boulanger 1967, Per Norgaard und Mario di Bonaventura 1968, John
Tavener 1969, Karlheinz Stockhausen, Alois Kontarsky und Siegfried Palm 1970,
Arne Nordheim und Mauricio Kagel 1971, John Cage wieder 1972, Frederick Rzewski,
Swjatoslaw Richter und Dietrich Fischer-Dieskau 1973, Luigi Nono und die
Percussions de Strasbourg 1975, Edison Denissow 1976, Louis Andriessen und
Henryk Szeryng 1977, Alfred Schnittke, Gidon Kremer und Cathy Berberian 1978,
Cristóbal Halffter 1981, Herbert Henck, Harry Sparnaay, Francois-Bernard
Mâche und Iannis Xenakis 1985 usw. usf., und das waren bei weitem nicht
alle – ich erinnere mich an weitere Warschauer Begegnungen mit Dimitri Terzakis,
Alois Pinos, Gloria Coates, Myriam Marbé, Helmut Lachenmann, Udo Zimmermann,
John Adams, Elliot Carter, Alfred Schnittke und schließlich, kurz vor
seinem Tode, Olivier Messiaen.
Während also in Warschau die musikalische Welt zu Gast war, zog man
jenseits der Oder 1961 um die DDR eine Mauer, um das Land von allen schädlichen
äußeren Einflüssen abzukapseln. Oder man führte »Formalismus-Diskussionen«
darüber, ob alle kompositionstechnischen Neuerungen von der Dodekaphonie
bis zur Elektronik notwendigerweise dem Klassenfeind in die Hände arbeiteten,
oder ob nicht vielleicht doch das eine oder andere Element daraus der guten
sozialistischen Sache dienstbar gemacht werden könnte, vorausgesetzt,
der Komponist besitze die rechte linientreue Überzeugung.
3
Intervention der strenggläubigen Wölfe
In der Tschechoslowakei beendeten die Panzer 1968 alle Formalismus-Diskussionen.
Aphoristisch lapidar reflektierte dies eine musiktheatralische Szene der
genannten Elzbieta Sikora, betitelt »Intervention«, beim
Warschauer Herbst 1971. Ein Trio aus Baßtuba und zwei Schlagzeugern
kann nicht lange in Frieden leben. Aus dem dunklen Zuschauerraum kommt mit
Panthersprüngen einer, der das Unternehmen stören will, durch Drohungen
zunächst. Springt er auf den einen Spieler zu, verstummt dieser, und
die anderen werden leiser. Und während sich die Musik wieder »normalisiert«,
hält sich der Aggressor im Hintergrund. Der Baßtubist kann seinen
Überraschungsangriff durch Täuschung kontern. Aber in der Schlagzeugerin
hat er schließlich die Schwächste erspürt. Sie wird überwältigt
– black out –, auf Band setzt Sinfonieorchester ein mit einem Triumphmarsch
und anküpfendem Beifall.
|