und Verfasser des
ersten polnischen Buches zu Neuen Musik: Nowa muzyka
(Kraków: PWM 1958), der später entgegengesetzte neoromantische
Wege einschlagen wird. Tertium datur lautete
der bezeichnende Titel seines 1960 aufgeführten Kammerwerks für
Cembalo und Instrumente.
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Tertium datur oder: Musik in der Katakombe
Vielleicht nicht überflüssig zu erwähnen wäre, daß
auch im Ausland lebende polnische Komponisten nicht jene Ausgrenzung erfuhren,
wie sie in anderen sozialistischen Ländern obligatorisch war: laut den
Programmen fanden auch Alexander Tansman, Constantin Regamey, Roman Maciejewski
oder Roman Haubenstock-Ramati im Vaterland Gehör. Und wichtig zu wissen
wäre, daß es neben »offiziellen« im Programm vermerkten
Aufführungen weitere »inoffizielle« gab bzw. geben mußte.
Der Grund lag, im Westen wenig bekannt, in der sowjetischen Regelung, daß
ein Werk nicht einfach aufgeführt werden durfte, sondern zur öffentlichen
Aufführung eine Genehmigung seitens des Komponistenverbandes benötigte,
die in der Regel nach einer verbandsinternen Anhörung erteilt oder auch
nicht erteilt wurde. Selbst einem Dimitri Schostakowitsch wurde sie oft und
lange genug verweigert. Ungenehmigte Aufführungen waren demnach illegal
und brachten dem Komponisten Unannehmlichkeiten, die bis zu Ausschlüssen
aus dem Verband und damit zum Berufsverbot führen konnten – ein solches
drohte seinerzeit Edison Denissow, unter faktischem Berufsverbot emigrierten
noch in den 80-er Jahren Viktor Suslin und Arvo Pärt. Legal und rechtens
waren jedoch nach diesen Regelungen verbandsinterne Aufführungen zwecks
Begutachtung und Diskussion im Kollegenkreis.
Der Polnische Komponistenverband verstieß also nicht gegen innersozialistische
Regeln, wenn er Arbeiten der sowjetischen Kollegen in geschlossenen Veranstaltungen
des Verbandes präsentierte, denn das war keine öffentliche Aufführung.
Für diese »musikalischen Privataufführungen« warb er
in Handzetteln und lud dazu ein, wer immer Lust hatte zu kommen. Bei einem
solchen »Katakombenkonzert« im Jahre 1967 habe ich den im Westen
damals noch kaum bekannten Komponisten Alfred Schnittke kennengelernt sowie
Werke der noch völlig unbekannten sowjetischen Avantgarde, darunter
Denissows faszinierende Sonne der Inkas, in
der die russische Sprache einen ganz neuen Klang gewann, Werke der Kiewer
Zwölftonkomponisten Valentin Silwestrow, Leonid Grabowski und Vitali
Godziacki, von Alemdar Karamanow und Alfred Schnittke selbst, der es irgendwie
fertiggebracht hatte, den Warschauer Herbst
als Tourist zu besuchen. Nicht gelungen war dies Edison Denissow, jedoch
aber seiner Frau, und sie verteilte Partituren und Bandumschnitte
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