in Österreich eine lange und berühmte Tradition [...]
Aber ich persönlich finde es
unpassend und vielleicht auch Ihren hohen
Ämtern nicht entsprechend, daß Sie meine runden Geburtstage
zu einer Art Reinwaschung verwenden,
anstatt zumindest den Versuch zu unternehmen,
Unrecht zu verhindern – nicht bei mir, denn dazu ist es
zu spät, aber bei anderen. Und ich möchte dieser Heuchlerei, die
nur meinen Tod abwartet, um mich posthum
zum Österreicher ernennen zu können,
keinen Vorschub leisten. Noch bin ich am Leben, noch kann
ich mich dagegen wehren.« (Kreisler,
Brief nach Wien)
Dieser Brief zeigt, daß Georg Kreisler nach wie vor politisch aktiv
ist und seine Aussagen an Schärfe nichts verloren haben. Er kritisiert
die Verlogenheit des österreichischen Kulturbetriebes, der mit Ausdauer
und Erfolg jungen kritischen und extravaganten Künstlern das freie Arbeiten
durch Zensur und Boykott erschwert oder gar unmöglich macht. Die meisten
der Kreisler-Lieder hatten ebenfalls unter dieser Situation zu leiden. Sie
wurden bei ihrem ersten Erscheinen viel diskutiert, sorgten besonders in
Österreich in den 50er und 60er Jahren für Aufsehen bei Kritikern,
Rundfunk- und Fernsehredakteuren und wurden von denselben oft gemieden.
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Zusammenfassung
Georg Kreislers ist, wie seine Biographie gezeigt hat, sehr vielschichtig
und beeinflußte die Geschichte des Kabaretts in besonderer Weise. Er
verbindet in seiner einzigartigen Arbeitsweise die verschiedensten Gestaltungsmittel.
Der schwarze Humor, den er mit viel Feingefühl und großer Behutsamkeit
in einer Verbindung aus Musik und Dichtung verwendet, prägte seinen
Stil in den 50er Jahren entscheidend. Die Verbindung des schwarzen Humors
mit skurrilen und grotesken Einfällen wirkt dabei wie ein scheinbar
oberflächliches Vergnügen. Dennoch ist es wichtig zu betonen, daß
Kreislers Lieder nicht nur das Gestaltungsmittel des schwarzen Humors aufweisen,
obwohl er diesen in den 50er Jahren als bevorzugtes Stilmittel benutzte.
In den 60er und 70er Jahren entwickelte er seinen makabren, grotesken Stil
differenziert weiter.
Die Chansons sollen den Zuhörer nicht nur amüsieren und unterhalten,
sondern auch zum Nachdenken anregen. Seine Lieder sollen eine Bewußtseinsbildung
beim Publikum erreichen. Er will auf gesellschaftliche und politische Mißstände
aufmerksam machen und das Bewußtsein der Zuhörer für Probleme
schärfen und erweitern. Dies war in den 50er Jahren, in denen seine
schwarz humorigen, sarkastischen Lieder entstanden, eine heikle Angelegenheit.
Gerade nach dem 2. Weltkrieg und im langersehnten wirtschaftlichen Aufschwung
war das Publikum nicht bereit, sich sozial und politisch zu engagieren.
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