- 216 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Durch Kreislers typische Art des schwarzen Humors fühlten sie sich in ihrer unbeschwerten Lebensart und -einstellung verunsichert. Zudem war die Verbindung von schwarzem Humor und Musik im Lied eine Neuheit, die bei den Wienern auf Mißtrauen und Skepsis stieß. Sie entsprach nicht den damals gängigen Moral- und Wertvorstellungen.

Kreislers Stil sorgte für Aufsehen und Diskussionen. Auch wenn heute viele seiner Lieder als ›normal‹ und unbedenklich eingestuft werden, zählten sie in den Nachkriegsjahren in Österreich und Deutschland zu einer neuen Art der Kleinkunst. Sie stellen einen entscheidenden Teil der deutschsprachigen Kabarettgeschichte dar, und seine alten und aktuellen Lieder beeinflussen und prägen auch heute noch die Kabarett-Szene.

Sein politisches Engagement steht zum einen in der Tradition der Kabarettisten Aristide Bruant, Frank Wedekind, Hans Hyan, Walter Mehring und Karl Kraus; zum anderen entwickelte er einen unvergleichlichen, eigenen Stil.

»Seine Arbeitsweise zeichnet sich durch Sorgfalt und Genauigkeit aus, wobei sein musikalischer und sprachlicher Witz durch eine vielschichtige Aussageabsicht gekennzeichnet ist. Georg Kreisler ist nicht nur Dichter, Musiker, Kabarettist und Chansonnier, sondern vor allen Dingen ein Alleinunterhalter, der seine vielseitigen Talente auf unverwechselbare Art und Weise verbindet, ohne sich dabei überheblich in Szene zu setzen.«  (Rösler in: Kreisler, Ich hab ka Lust, 165)

Abschließend führe ich eine Charakterisierung Kreislers an, die sein Hauptanliegen treffend wiedergibt:

»Georg Kreisler ist ein sehr empfindsamer Mensch. Der Schrecken der Vergangenheit, die Leere der Gegenwart, die Ungewißheit der Zukunft und die Gewißheit des Wiederholbaren, all das sitzt wie ebensoviele Dolche in seiner Seele, macht ihn zum Abbild all derer, die denken und fühlen wie er, aber nicht seine Gabe des schöpferischen Ausdrucks haben. Der Dichter-Musiker, der Kabarettist-Moralist hält uns den Spiegel vor, flüstert uns ins Ohr: ›Das bist du! Du kannst lachen oder weinen über das, was du siehst, aber eines darfst du nicht – gleichgültig bleiben!‹«  (Otten in: Kreisler, Zwei alte Tanten, 11)

Liedtextsammlungen und Romane von Georg Kreisler


Kreisler, Georg: Der guate, alte Franz. Sanssouci Verlag, Zürich 1962.

Kreisler, Georg: Lieder zum Fürchten. Sanssouci Verlag, Zürich 1964.

Kreisler, Georg: Nichtarische Arien. Sanssouci Verlag, Zürich 1967.


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