Weigels Voraussage traf bald ein. Allerdings mußte Kreisler sich erst
von seinen damaligen Kabarett-Kollegen trennen und selbständig machen,
bis er schießlich in München und anderen Städten Deutschlands
bekannt wurde.
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Georg Kreisler in München
In Deutschland – Kreisler war 1958 bereits mit seiner damaligen Frau, der
Soubrette und Chansonniere Topsy Küppers nach München übergesiedelt
– kamen seine Lieder besser bei Publikum, Presse und Kulturveranstaltern
an. Neben einigen Plattenaufnahmen, die hier gut verkauft wurden, arbeitete
Kreisler auch beim Südwestfunk in Baden-Baden, für den er im Herbst
1957 die Sendung Diskretion Nebensache schrieb.
Das Lied Unheilbar gesund stammt aus dieser
Zeit. Es beschreibt einen alten Mann, der jeden Kontakt zu seiner Umwelt verloren
hat. Obwohl er gesund ist, hört und sieht er nicht, was um ihn herum
geschieht und wartet auf den Tod.
Henri Regnier, der Chef der Unterhaltungsabteilung des Norddeutschen Rundfunks,
interessierte sich sehr für die Arbeiten Kreislers und ermutigte ihn
zu der Sendereihe Seltsame Gesänge. Kreisler
sollte keinerlei Rücksicht auf riskante und brisante Themen nehmen.
Regnier forderte ihn sogar auf, auch strittige Probleme aus Gesellschaft
und Politik aufzugreifen und sorgte dafür, daß sie gesendet wurden,
nicht ohne Auseinandersetzungen mit seinem eigenen Vorgesetzten und Politikern
auf sich zu nehmen. In dieser Zeit entstanden neben anderen Liedern
Herberts blaue Augen und Der Weihnachtsmann
auf der Reeperbahn. Letzteres lieferte
einen für die 50er Jahren durchaus gewagten Text. Weihnachten in Zusammenhang
mit einem versoffenen Matrosen zu bringen, galt als Religionsfrevel (vgl.
Kreisler, Erinnerungsbuch, 192).
Henri Regnier verteidigte es wie auch die umstrittenen
Seltsamen Liebeslieder, die Kreisler 1958/59 nach seinen sonst meist
makabren Liedern verfaßte. Die Liebeslieder konnten weder die Kritiker
noch Kreislers Kollegen einordnen. Er selbst empfand sie als »den Anfang
eines neuen Lebensabschnitts: Ich schrieb, wie mir die Seele gewachsen war,
ohne Rücksicht auf Publikumswirksamkeit und zum erstenmal, ohne an Pointen
denken zu müssen.« (Kreisler, Erinnerungsbuch, 201)
Mit Beginn der 60er Jahre festigte sich Kreislers Karriere in Deutschland.
Sein erster Chansonabend Zwei alte Tanten tanzen
Tango an den Münchner Kammerspielen brachte den Durchbruch. Das
deutsche Publikum zeigte sich wesentlich offener und verständnisvoller
als das in Österreich. Die auch in der folgenden Zeit zahlreichen und
gut besuchten Chansonabende, die
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