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Biographie Georg Kreislers: Kindheit und Schule
Georg Franz Kreisler wurde am 18. Juli 1922 in Wien als einziger Sohn eines
Rechtsanwalts geboren. In seiner Kindheit erfuhr er wenig Zuwendung und Zuneigung
von seinen Eltern: Den Vater empfand er als streng und unnahbar; der Mutter
fühlte er sich eher verbunden, dennoch entstand keine innige Beziehung.
Er beschäftigte sich viel allein, las Bücher und hörte seine
zwei Grammophonplatten mit Kinderliedern. Die Eltern kümmerten sich nicht
sonderlich um ihn: »Ich wurde nicht ernst genommen, ich war allein und
fremd.« (Kreisler, Worte ohne Lieder, 314) In der Schule war er
ein Außenseiter, weil er bereits lesen und schreiben konnte und zudem
noch Jude war. Über die Beziehung seiner Familie zum Judentum und die
Auswirkungen der Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben in der Schule
berichtet er:
»In der Schule lernte ich bald, daß ich Jude war, und auch meine
Mutter flüsterte es mir immer wieder zu,
wenn sie mich ermahnte, denn als Jude
durfte ich nicht laut, nicht unhöflich und nicht fröhlich sein,
sondern war am besten überhaupt nicht
vorhanden. Über Judentum wurde immer
nur geflüstert, die Feiertage begingen wir entweder gar
nicht oder widerstrebend. In meiner Schulklasse fiel ich auf, denn ich
war nicht nur Jude, ich konnte auch lesen und
ich war dick. Ich war der einzige, den
man mit Vornamen rief statt mit Nachnamen. Es
war kein gutes Auffallen, ich mußte mich wehren. Statt dessen lief
ich davon.«
(Kreisler, Worte ohne Lieder, 315)
Mit sieben Jahren bekam Georg Kreisler den ersten Klavierunterricht, später
auch Unterricht auf der Geige und Oboe und in Musiktheorie, den die Mutter
gegen den Willen des Vaters, der diesen als unnötige Ausgabe betrachtete,
durchsetzte. Als Gegenleistung erwarteten die Eltern, daß der Musikunterricht
Georg Spaß machen sollte, was allerdings nicht der Fall war, denn das
Üben war ein ständiger Kampf. Georg Kreisler selbst bezeichnete
sich in einem Interview mit Ursula Deutschendorf als ein ȟberarbeitetes
Kind und ... dementsprechend schlecht gelaunt, was er noch heute ist«.
Die Musiklehrer interessierte der Fortschritt des Schülers wenig.
So begeisterte er sich für das Einstudieren und Auswendiglernen der
Klavierauszüge von Operetten und Opern: »Das war meine Welt. Ich
lernte alles auswendig und erzählte es niemandem. Es war eine Zeit ohne
Boden...« (Kreisler, Worte ohne Lieder, 316) Insgesamt war die
Kindheit und Jugend von Georg Kreisler durch den strengen, prügelnden
Vater bestimmt, der die Erziehung des Sohnes mit übertriebenem Ehrgeiz
verfolgte. Zuwendung und Zuneigung erfuhr der Junge selten von seinen Eltern,
vielmehr fühlte er sich als überflüssiger Außenseiter
in der großen Verwandtschaft, bestehend aus zahlreichen
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