Tanten und
Onkeln, die ihm keinerlei Beachtung schenkten. Fröhlichkeit und Ausgelassenheit
waren seltene Gefühlsausbrüche in der Familie Kreisler.
3
Emigration nach Amerika
Für den 16 Jahre alten Georg Kreisler begann mit der Emigration nach
Amerika 1938 ein neuer Lebensabschnitt. Die Erfahrungen, die er in dieser
Zeit machte, beeinflußten seine spätere Laufbahn als Musiker,
Komponist und Kabarettist entscheidend.
An der University of South California vervollständigte Georg Kreisler
sein Musikstudium, indem er Kurse für Dirigieren, Komponieren und Orchestrieren
belegte. Um sein Studium zu finanzieren, begann er, in Hollywood beim Film
zu arbeiten. Über seinen Cousin Walter Reisch, der in der Filmbranche
als Drehbuchautor tätig war und Kreisler dort unterbrachte, lernte er
viele bekannte Persönlichkeiten aus Film und Fernsehen kennen. Mit verschiedenen
Nebentätigkeiten verdiente er Geld, um die teuren Studiengebühren
bezahlen zu können. Er arbeitete als Klavierbegleiter von Gesangsdozenten,
komponierte Untermalungsmusik für Filme, korrepetierte an der Oper oder
arbeitete als Dirigent.
Das Fundament für die Laufbahn, die Kreisler nach dem 2. Weltkrieg
einschlagen würde, war gelegt. Auf sich selbst gestellt, mußte
er nun seinen Lebensunterhalt verdienen. So arbeitete er 1945/46 mit Charlie
Chaplin an dessen Film Monsieur Verdoux. Chaplin
konnte selbst keine Noten schreiben. Er pfiff die Melodien Georg Kreisler
vor. Der schrieb sie auf und brachte sie Hanns Eisler zum Instrumentieren.
Die Klaviermusik in diesem Film spielte Kreisler ebenfalls.
Im Herbst 1946 ging Georg Kreisler nach New York, um sich mit seinem Liedprogramm,
das er schon während der Militärzeit zusammengetragen hatte, selbständig
zu machen. Er wollte in Nachtlokalen auftreten, die ein intellektuelles Publikum
mit oft skurril-abwegigen Vorlieben anzogen. Hier erhoffte er sich mehr Interesse
als von jenem Publikum, das ihm auf seinen auf das ganze Land ausgedehnten
wenig erfolgreichen Tourneen begegnet war. Aber auch in New York waren seine
ausgefallenen Stücke nicht gefragt:
»Es waren kunstvoll gearbeitete Lieder gewesen, grotesk, versponnen
und von einem skurrilen Humor, der für
fast niemanden verständlich gewesen
war ... ›Willst du Geld verdienen oder dich nur selber komisch
finden?‹ hatte mich ein Agent gefragt. Ich
mußte Geld verdienen ... Lieder,
die die eingefahrene Welt auf den Kopf stellen wollten,
waren nicht gefragt. Sind sie es heute?
Der gewonnene Krieg war damals in
Amerika noch präsent, aber der heile Amerikanismus begann
trotzdem
|