Diese Intentionalisierung der Männerchöre nach politischen Maßstäben
ließ sich nach Auffassung der Nationalsozialisten nur durch folgende
Maßnahmen erreichen:
»Verzicht auf Konzert und Sängerstreit. Durch Dienstleistungen
in den großen Gliederungen der
Volksgemeinschaft, also in Staat, Kirche und
Gemeinde. Durch musikalische Belebung und Steigerung der Feste und
Kulthandlungen der Nation, wie auch ihres Alltags.
Durch radikalen Vollzug all der musikalischen
Wandlungen, die sich aus den beiden ersten
Forderungen ergeben.« (Götsch,
18)
Diese drei Punkte hatten eine Reihe von Neuerungen für den Männergesang
zur Folge, die nachfolgend näher erläutert werden sollen.
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Auswirkungen der Politisierung des Männergesangs
Wie bereits erwähnt kam dem DSB innerhalb der
Fachschaft für Chorwesen und Volksmusik
die herausragendste Stellung zu. Als größter Verband, in dem vor
der Machtergreifung ca. 364230 Sänger organisiert waren, spielte er
als Mittel zur Kontrolle und Beeinflussung der Bevölkerung eine wichtige
Rolle in der Umsetzung nationalsozialistischer Ideen.
Vor allem die bei weiten Teilen der DSB-Mitglieder verbreitete nationale
Grundhaltung war eine Ursache für das Interesse der Nationalsozialisten.
Schon in den Gründungsstatuten wurde 1862 festgeschrieben, daß
der DSB »durch die dem deutschen Lied innewohnende einigende Kraft
[...] die nationale Zusammengehörigkeit der deutschen Stämme stärken
und an der Einheit und Macht des Vaterlandes mitarbeiten« (Hellkuhl,
195) wolle. Diese Äußerungen, die sicherlich vor dem Hintergrund
der damaligen jungen demokratischen Bestrebungen und somit im kulturellen
Kontext zu interpretieren sind, vertrat die Führung des DSB auch vor
der nationalsozialistischen Machtergreifung. Als Beispiel für diese
Einstellung des DSB kann folgende Äußerung des Vorsitzenden des
Bundes, Karl Hammerschmidt, gelten. In angeblicher Abgrenzung zur Parteipolitik
argumentiert er 1930 im Vorwort des Deutschen Sängerbuches
wie folgt:
»Mit stolzer Genugtuung erfüllt es uns, daß in unseren
Reihen heiße Vaterlandsliebe glüht,
ohne das jemals auch nur ein Wort der
Parteipolitik sich verlauten ließe. [...]. Die einzige Politik,
die der Deutsche Sängerbund allerdings
von jeher in bewußter Absicht trieb,
war die Einigung der deutschen Stämme.«
(Hammerschmidt, Geleit 1930, 6)
Auch in der Deutschen Sängerbundeszeitung
, dem Zentralorgan des DSB finden sich ähnliche nationale Gedanken,
welche die Strömungen der Zeit
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