- 194 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Diese Intentionalisierung der Männerchöre nach politischen Maßstäben ließ sich nach Auffassung der Nationalsozialisten nur durch folgende Maßnahmen erreichen:

»Verzicht auf Konzert und Sängerstreit. Durch Dienstleistungen in den großen Gliederungen der Volksgemeinschaft, also in Staat, Kirche und Gemeinde. Durch musikalische Belebung und Steigerung der Feste und Kulthandlungen der Nation, wie auch ihres Alltags. Durch radikalen Vollzug all der musikalischen Wandlungen, die sich aus den beiden ersten Forderungen ergeben.« (Götsch, 18)

Diese drei Punkte hatten eine Reihe von Neuerungen für den Männergesang zur Folge, die nachfolgend näher erläutert werden sollen.

3 Auswirkungen der Politisierung des Männergesangs

Wie bereits erwähnt kam dem DSB innerhalb der Fachschaft für Chorwesen und Volksmusik die herausragendste Stellung zu. Als größter Verband, in dem vor der Machtergreifung ca. 364230 Sänger organisiert waren, spielte er als Mittel zur Kontrolle und Beeinflussung der Bevölkerung eine wichtige Rolle in der Umsetzung nationalsozialistischer Ideen.

Vor allem die bei weiten Teilen der DSB-Mitglieder verbreitete nationale Grundhaltung war eine Ursache für das Interesse der Nationalsozialisten. Schon in den Gründungsstatuten wurde 1862 festgeschrieben, daß der DSB »durch die dem deutschen Lied innewohnende einigende Kraft [...] die nationale Zusammengehörigkeit der deutschen Stämme stärken und an der Einheit und Macht des Vaterlandes mitarbeiten« (Hellkuhl, 195) wolle. Diese Äußerungen, die sicherlich vor dem Hintergrund der damaligen jungen demokratischen Bestrebungen und somit im kulturellen Kontext zu interpretieren sind, vertrat die Führung des DSB auch vor der nationalsozialistischen Machtergreifung. Als Beispiel für diese Einstellung des DSB kann folgende Äußerung des Vorsitzenden des Bundes, Karl Hammerschmidt, gelten. In angeblicher Abgrenzung zur Parteipolitik argumentiert er 1930 im Vorwort des Deutschen Sängerbuches wie folgt:

»Mit stolzer Genugtuung erfüllt es uns, daß in unseren Reihen heiße Vaterlandsliebe glüht, ohne das jemals auch nur ein Wort der Parteipolitik sich verlauten ließe. [...]. Die einzige Politik, die der Deutsche Sängerbund allerdings von jeher in bewußter Absicht trieb, war die Einigung der deutschen Stämme.«  (Hammerschmidt, Geleit 1930, 6)

Auch in der Deutschen Sängerbundeszeitung , dem Zentralorgan des DSB finden sich ähnliche nationale Gedanken, welche die Strömungen der Zeit


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