von Adorno, der eben dieses Subjekt in den Werken der Neuen Musik
repräsentiert sieht. Die Akzentuierung bei Newman ist eine andere: Sie
ist, wie Max Imdahl sagt, konzentriert auf den Rezipienten, den Betrachter
des Bildes,
»der nicht mittels des Bildes als einer Repräsentation verwiesen
(wird) auf ein sonst unsichtbares ...
ideales Ganzes, welches das eigentliche
Thema des Bildes wäre, sondern der Beschauer selbst ist thematisiert
als der im Anblick der erhabenen Erscheinung
des Bildes seine eigene Erfahrung
Erfahrende ... Newman reflektiert auf das eigene
Präsenzerlebnis des Beschauers.«
Newman selbst: »I became involved with the idea of making the viewer
present: the idea that ›Man ist Present‹.«35
35
Max Imdahl: Barnett Newman. Who’s afraid
of red, yellow and blue III. In: Das Erhabene
. 237. Das folgende Zitat mit Seitenzahl im Text. |
Nach Imdahl ist es die Absicht Newmans, der seine Malerei als »metaphysischen
Akt« versteht, dem Menschen durch das Erlebnis des Erhabenen eine Erfahrung
des eigenen Selbst zu ermöglichen »unter dem Aufruf zur menschlichen
Selbständigkeit, Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung« (235).
Das ist durchaus eine ethisch-moralische Implikation in Nähe zu Adorno,
wenngleich mit einer anderen Zielrichtung. Was Lyotard letztlich mit »Präsenz«
meint, bleibt gerade in seiner Bezugnahme auf Hess und Newman verwirrend und
unklar. Seine in ontologisierender Sprache versteckt vorgetragene (oder bereits
verlassene) Theorie des Erhabenen evoziert geradezu die Annahme, dass eben
dieser Theorie ein uneingestandener metaphysischer Rest implizit ist. Andererseits
legt Lyotards radikale Betonung des »Nichts«, das sich im »Now«
ereigne, das erscheine oder sich verkündige, nahe, dass seine »affirmative«
Ästhetik eine rein formal-ästhetische ist und sein will, deren
essayistische Form sich mancherlei Inhalte (»Legenden«) und Denkmotive
bedient. Zu fragen bleibt noch, in welchem Verhältnis Lyotards mehrdeutiger
Begriff der Präsenz zu seiner Auffassung des Undarstellbaren steht.
In seinem Text Nach dem Erhabenen, Zustand der Ästhetik
(1987)36
36
In: Das Inhumane. Zitate mit Seitenzahl
im Text. |
bezieht Lyotard den Begriff Präsenz auf die Materie und zwar unter
der Perspektive, dass es keine Formen mehr gebe, »um sie darstellbar
zu machen« (233). Demzufolge geht es nicht um das, was Adorno
»Naturmaterial« nennen würde, das durch die Formgebung je
und je seine Gestalt fände. Lyotard bezieht die »Präsenz«,
der es sich »zu nähern« gilt, sowohl in der Malerei als auch
in der Musik auf »Nuancen« und »Timbres«. Innerhalb
des schmalen Raumes, »den eine Note oder Farbe im klanglichen oder
chromatischen Kontinuum einnimmt ... verursachen Nuance oder Timbre ... eine
Art Unendlichkeit, Unbestimmtheit der Harmonien«. Sie vereiteln die
»klare Komposition von Klängen und
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