- Sigmatik: die Beziehung zwischen den Zeichen und den bezeichneten
Gegen-ständen, dem was sie bezeichnen (denotativ).
- Pragmatik: Beziehungen zwischen den Zeichen und den sie benutzenden Menschen,
den Schöpfern, Sendern und Empfängern von Zeichen.17
Diese vier allgemeinen Dimensionen der materialistischen Semiotik sind auch auf
die Filmsemiotik anwendbar, da sie wie andere eine spezielle Zeichentheorie
darstellt. Das eigentliche Ziel der Filmsemiotik ist, Film als ein besonderes
Kommunikations-, Symbol- und Zeichensystem zu verstehen. Zu einem Zeichen werden
dabei alle visuell und akustisch wahrnehmbaren Phänomene des Films erklärt –
alles, was zu einem Zeichen (um-)gedeutet wird. Für ein Zeichen gilt, daß es als
Stellvertreter wahrzunehmen ist: »Das Zeichen verfügt über bestimmte materielle
Qualitäten, es repräsentiert sich als ein konkretes, sinnlich wahrnehmbares
Objekt, und es verfügt über eine abstrakte Qualität, es steht für etwas anderes, es
repräsentiert.«18
18 Hartmut Bitomsky: Die Röte des Rots von Technikolor. Kinorealität und
Produktionswirklichkeit. Darmstadt/Neuwied 1972, zit. n. Kloppenburg 1986,
S. 19.
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Da Theorien zur Semiotik in den meisten Fällen anhand der Sprache
problematisiert werden, bilden den Ausgangspunkt der film- und musiksemiotischen
Theorien Film und Musik als Medium in einem Kommunikationsprozeß mit den
Determinanten Sender-Mitteilung (-Medium-) – Empfänger. Film und Musik lassen
sich damit leicht in das Feldschema der Massenkommunikation von Maletzke
einbringen. Ebenso ist Faulstichs Übertragung des Kommunikationsmodells von
Aufermann19
19 Vgl. Anhang, Kap. 1 und 2.
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auf die Filmapperzeption möglich. Durch die Zusammenfassung nicht-sprachlicher
Phänomene wie Musik oder das reine Bild im Film unter die Postulate der
Linguistik erlangen Äußerungen, die nicht in Wort- oder Schriftsprache abgefaßt
sind, innerhalb der Kommunikationstheorie Sprachcharakter. Sprache gilt
demzufolge als »the only universal, autonomous and fundamental vehicle of
communication«20
20 Schneider 1980, S. 109.
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woraus Lotman ableitet: »jedes System, das zu Kommunikationszwecken [. . . ] dient, kann als Sprache
definiert werden.«21
21 Jury M. Lotman: Die Struktur des künstlerischen Textes. Frankfurt am Main 1973, zit.
n. Kloppenburg 1986, S. 20.
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Mitteilungen werden in diesen als Sprachen aufgefaßten Zeichen encodiert, zu
deren Verständnis die Semiotik notwendigerweise davon ausgeht, daß es eines
gemeinsamen Zeichenvorrats von Sender und Empfänger, also dessen Kompetenz
bedarf, in dem die für die jeweiligen Kommunikationspartner geltenden Zeichen
und ihre Verknüpfungen verbindlich festgelegt sind. Eco stellt hierzu fest, daß
»Kommunikation dann und nur dann stattfindet, wenn sich der Sender eines Systems
von konventionell durch die Gesellschaft [. . . ] festgelegten Regeln – eben des Codes –
bedient.«22
22 Umberto Eco: »Die Gliederung des filmischen Code.« Sprache im technischen Zeitalter
27 (1968) 232.
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Film bedient sich neben Sprache auch der Gestik, Mimik und – der Musik. In ihm
werden die verschiedenen Möglichkeiten der Bedeutungserzeugung durch Verketten von
Zeichen auf den unterschiedlichsten Wahrnehmungsebenen und die
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