- 81 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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  • Sigmatik: die Beziehung zwischen den Zeichen und den bezeichneten Gegen-ständen, dem was sie bezeichnen (denotativ).
  • Pragmatik: Beziehungen zwischen den Zeichen und den sie benutzenden Menschen, den Schöpfern, Sendern und Empfängern von Zeichen.17
    17 Knilli 1971, S. 11.

Diese vier allgemeinen Dimensionen der materialistischen Semiotik sind auch auf die Filmsemiotik anwendbar, da sie wie andere eine spezielle Zeichentheorie darstellt. Das eigentliche Ziel der Filmsemiotik ist, Film als ein besonderes Kommunikations-, Symbol- und Zeichensystem zu verstehen. Zu einem Zeichen werden dabei alle visuell und akustisch wahrnehmbaren Phänomene des Films erklärt – alles, was zu einem Zeichen (um-)gedeutet wird. Für ein Zeichen gilt, daß es als Stellvertreter wahrzunehmen ist: »Das Zeichen verfügt über bestimmte materielle Qualitäten, es repräsentiert sich als ein konkretes, sinnlich wahrnehmbares Objekt, und es verfügt über eine abstrakte Qualität, es steht für etwas anderes, es repräsentiert.«18

18 Hartmut Bitomsky: Die Röte des Rots von Technikolor. Kinorealität und Produktionswirklichkeit. Darmstadt/Neuwied 1972, zit. n. Kloppenburg 1986, S. 19.

Da Theorien zur Semiotik in den meisten Fällen anhand der Sprache problematisiert werden, bilden den Ausgangspunkt der film- und musiksemiotischen Theorien Film und Musik als Medium in einem Kommunikationsprozeß mit den Determinanten Sender-Mitteilung (-Medium-) – Empfänger. Film und Musik lassen sich damit leicht in das Feldschema der Massenkommunikation von Maletzke einbringen. Ebenso ist Faulstichs Übertragung des Kommunikationsmodells von Aufermann19

19 Vgl. Anhang, Kap. 1 und 2.
auf die Filmapperzeption möglich. Durch die Zusammenfassung nicht-sprachlicher Phänomene wie Musik oder das reine Bild im Film unter die Postulate der Linguistik erlangen Äußerungen, die nicht in Wort- oder Schriftsprache abgefaßt sind, innerhalb der Kommunikationstheorie Sprachcharakter. Sprache gilt demzufolge als »the only universal, autonomous and fundamental vehicle of communication«20
20 Schneider 1980, S. 109.
, woraus Lotman ableitet: »jedes System, das zu Kommunikationszwecken [. . . ] dient, kann als Sprache definiert werden.«21
21 Jury M. Lotman: Die Struktur des künstlerischen Textes. Frankfurt am Main 1973, zit. n. Kloppenburg 1986, S. 20.
Mitteilungen werden in diesen als Sprachen aufgefaßten Zeichen encodiert, zu deren Verständnis die Semiotik notwendigerweise davon ausgeht, daß es eines gemeinsamen Zeichenvorrats von Sender und Empfänger, also dessen Kompetenz bedarf, in dem die für die jeweiligen Kommunikationspartner geltenden Zeichen und ihre Verknüpfungen verbindlich festgelegt sind. Eco stellt hierzu fest, daß »Kommunikation dann und nur dann stattfindet, wenn sich der Sender eines Systems von konventionell durch die Gesellschaft [. . . ] festgelegten Regeln – eben des Codes – bedient.«22
22 Umberto Eco: »Die Gliederung des filmischen Code.« Sprache im technischen Zeitalter 27 (1968) 232.

Film bedient sich neben Sprache auch der Gestik, Mimik und – der Musik. In ihm werden die verschiedenen Möglichkeiten der Bedeutungserzeugung durch Verketten von Zeichen auf den unterschiedlichsten Wahrnehmungsebenen und die


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