- 80 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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5.2.  Filmsemiotik und Filmmusik als semantisches System

Seit den dreißiger Jahren hat sich ein Feld von Untersuchungen unter dem Begriff der Semiotik etabliert. Allgemein geht es bei der Semiotik um Zeichen und ihre Verwendung, um Zeichen und Sprache. Friedrich Knilli hat dieses Gebiet wie folgt beschrieben:

»Die Semiotik ist eine allgemeine Theorie der Zeichen (griechisch sema und semeion), wobei diese Geräusche, Laute, Bilder, Gesten oder Dinge sein können, vorausgesetzt, daß sie zur Bezeichnung von Gegenständen und Sachverhalten benutzt werden.«13

13 Friedrich Knilli: Semiotik des Films. München 1971, S. 10.

Idealistische Semiotiker wie Peirce, Morris oder Bense unterscheiden im Zeichenprozeß (emiosis) drei Komponenten: sign vehicle (S), designatum (D) und interpretant, interpreter (I).14

14 Charles William Morris: Foundations of the Theory of Signs. Chicago 1938, S. 4.
Morris hat die drei Dimensionen Syntax (Beziehung der Zeichen), Semantik (Bedeutung) und Pragmatik (Beziehung zu Sender und Empfänger) in die semiotische Analyse eingeführt. Das Ziel der semiotischen Forschung war für ihn die »reine Semiotik«, eine Art Grundlagenforschung, deren Anwendung auf konkrete Zeichenvorkommnisse dann deskriptive Semiotik genannt werden könne. Mit den Begriffen Syntax, Semantik und Pragmatik ließ er jedoch den Aspekt des durch das Zeichen bezeichneten Gegenstandes außer Acht; sein Ansatz ist also rein philosophisch ohne jeden Realitätsbezug.15
15 Reinhard Schneider: Semiotik der Musik. Darstellung und Kritik. München 1980, S. 13–14.

Materialistische Semiotiker wie Klaus oder Resnikow unterschieden in der Semiotik im Gegensatz zu Morris vier Faktoren:

  • Objekte der gedanklichen Widerspiegelung (O)
  • Sprachliche Zeichen (Z)
  • Gedankliche Abbilder (A)
  • Menschen (M), die die Zeichen hervorbringen, benutzen, verstehen.16
    16 Georg Klaus: Semiotik und Erkenntnistheorie. Berlin 1963, S. 35.

Nach Klaus müsse die Semiotik somit um die vierte Dimension, die Sigmatik, erweitert werden, die es nur in materialistischen Semiotiken gibt. Neben der Trennung von Bezeichnendem (signifiant) und Bezeichnetem (signifiè) und den Zeichenformen Ikon, Symbol und Index, die auf Morris zurückgehen, faßt Knilli in Hinsicht auf Klaus die für die Bedeutung der Zeichen konstitutiven Aspekte so zusammen:

  • Syntax: die Beziehung der Zeichen bzw. Zeichenreihen untereinander, sowie die Regeln ihrer Verknüpfung.
  • Semantik: die Beziehung der Zeichen zu ihren Bedeutungen (konnotativ).


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