wird sie durch die Selbstverständlichkeit, mit der sie syntaktisch in den
formalen Zusammenhang eines Films einzugreifen vermag, zu mehr als – wie
Arnheim sie sehen möchte – überflüssigem Dekor. Als Baustein der äußeren
syntaktischen Gestaltung im großstrukturellen Bezug des Films übernimmt Musik auch
tektonische19
19 Maas 1993, S. 204; vgl. auch Maas 1994, S. 35.
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Funktionen: sie kann in Form von Titel- und Nachspannmusik oder als Musiknummer im
Rahmen der Handlung (z.B. Revuefilm) verwendet werden, was Kracauer mit dem
Begriff der »aktuellen Musik« beschreibt.
4.1.6. Sonstige Theorien
Terminologisch inspiriert durch Well
(1976)20
20 Bernard Well: »Funktionen und Metafunktionen von Musik im Fernseh-Serienfilm.« In:
Schmidt 1976, S. 284.
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unterscheidet Pauli 1981 zwischen Funktionen und Metafunktionen von Filmmusik.
Er versteht unter Funktion das, »was die Musik je in Verbindung mit einem
bestimmten Film konkret leistet, für diesen Film und für den Zuschauer, der
diesen Film mit der Musik zusammen konsumiert. Unter Metafunktionen faßt er
die Aufgaben, welche die Musik losgelöst vom einzelnen Film über ihn hinaus
erfüllt.«21
Pauli bezieht seine Funktionen auf den Stummfilm, nach Ansicht von Maas sind sie
jedoch auch auf den Tonfilm zu übertragen. Als Metafunktionen führt Pauli die
ökonomische sowie die dramaturgisch/psychologisch/politische Funktion an. Filmmusik
ist ökonomisch, wenn diese wie in der Stummfilmzeit seit etwa 1909 bemüht wird, um die
finanzkräftigeren Gesellschaftskreise als Publikum für das Kino zu gewinnen. Der zweite
von Pauli angeführte metafunktionale Komplex bezieht sich auf das »illudierende«
(Brecht) Potential des Films. Musik unterstützt den Spielfilm als Medium des
Eskapismus, als Illustrationsprodukt, das der Alltagswelt des Zuschauers eine Traumwelt
gegenüberstellt. Paulis Metafunktionen vergleichbar beschreibt Maas sogenannte
»mediatisierende« Funktionen, da sie vermittelnd zwischen Film und Publikum wirken.
Insgesamt fällt die funktionale Definition von Filmmusik bei Pauli jedoch eine Spur
zu pauschal aus. Zudem erbringt sie über die bereits genannten theoretischen
Modelle zur Funktionalität hinaus keine neuen Erkenntnisse. Wie Maas zu Recht
kritisiert22,
könne seine Diskussion filmmusikalischer Metafunktionen zwar Erkenntnisse zur
grundsätzlichen Verwendung von Musik im Film darlegen, sie kann verdeutlichen, warum
beispielsweise im Stummfilm hauptsächlich autonome Musik zur Kompilation
herangezogen wurde oder warum die Filmkomponisten der großen Hollywood-Ära
der dreißiger und vierziger Jahre mit pompöser Sinfonik arbeiteten. Für die
Analyse im Einzelfall leistet seine Kategorisierung jedoch keine allzu große
Hilfestellung.
Zur funktionalen Beziehung von Bild und Musik formulierte Copland 1949
Aussagen, die Prendergast 1977 in seinen Ausführungen zur Ästhetik der Filmmusik
wiederaufnahm Es handelt sich um fünf Kategorien, die bis auf Punkt eins fast alle
bisher genannten betreffen. Er schreibt:
- »Music can create a more convincing atmosphere of time and place.«
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