mehr als
zehn Jahre später in seinem strukturalistischen Modell im wesentlichen wieder
auf.17
Die in der ersten Gruppe zusammenzufassenden Funktionen haben gemäß Motte-Haber
in erster Linie einen filmgliedernden Charakter. Hier wird deutlich, wie eng die
Funktionen von Musik mit ihrer musikdramaturgisch-technischen Realisierung
zusammenhängen, denn gerade der Aspekt von Musik und Schnitt wurde bereits im
Kapitel zur Dramaturgie angesprochen. Motte-Haber bezeichnet die filmgliedernden
Strukturen wie folgt:
- Musikeinsatz als Verdeutlichung eines Sequenzabschlusses. Sie schränkt die
Bedeutung dieser Funktion jedoch dahingehend ein, daß es meist nicht die
besten Filme sind, in denen dieses recht plumpe Mittel angewandt wird, um
dem Zuschauer zu demonstrieren, was eine Sequenz im Film ist. Besonders
die Formulierung von Schlußwendungen verleitet den Filmkomponisten gerne
zu solch einfachen Mitteln.
- Musikeinsatz als Verdeutlichung eines Schnitts. Die Musik soll den Schnitt so
hervorheben, daß der Zuschauer ihn bemerkt. Sie setzt meist mit dem Schnitt
ein.
- Musik als Verdeutlichung von Überblendungen.
- Musik als Verdeutlichung von Rückblenden. (Maas: Trennung von Real- und
Traumhandlung.)
Punkt drei und vier lassen sich auch unter der Funktion Musik als Index von Zeit- und
Ortswechsel zusammenfassen. Die zweite Kategorie von Funktionen wird in erster Linie
aus der Montage abgeleitet:
- Musik als Entschärfung von Montagen und Schaffung von inhaltlichen
Zusammenhängen.
- Musik als akustischer Zusammenhalt von zwei Sequenzen. (Maas:
»Musikalische Klammer«, auch von zeitlich gerafften Vorgängen)
- Musik als Anpassung an den Wechsel von Zeit, Ort und Handlung und
Schaffung von Kontinuität.
- Musik als syntaktische Weiterführung und Integration zweier Sequenzen
durch Anpassung an Geräusche.
- Musik als syntaktische Verbindung zwischen zwei Sequenzen mit Wechsel
von Ort, Zeit und Handlung durch wechselnde Melodik über gleichbleibender
Harmonik als Mittel der Kontrastminderung.18
18 Motte-Haber/Emons 1980, S. 191–200; vgl. auch Kloppenburg 1986, S. 42–43.
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Filmmusik schafft also strukturelle Zusammenhänge, insoweit sie die filmischen
Einheiten gliedert oder verknüpft. Als Element der Erzählstruktur kann sie daher
auch Szenenhöhepunkte bewußt hervorheben. Es zeigt sich somit, daß Film
keine rein visuelle Kunst ist. Wenngleich Musik auch ein nachgeordnetes Mittel
ist,
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