- 69 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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mehr als zehn Jahre später in seinem strukturalistischen Modell im wesentlichen wieder auf.17
17 Maas 1994, S. 36–37.
Die in der ersten Gruppe zusammenzufassenden Funktionen haben gemäß Motte-Haber in erster Linie einen filmgliedernden Charakter. Hier wird deutlich, wie eng die Funktionen von Musik mit ihrer musikdramaturgisch-technischen Realisierung zusammenhängen, denn gerade der Aspekt von Musik und Schnitt wurde bereits im Kapitel zur Dramaturgie angesprochen. Motte-Haber bezeichnet die filmgliedernden Strukturen wie folgt:
  • Musikeinsatz als Verdeutlichung eines Sequenzabschlusses. Sie schränkt die Bedeutung dieser Funktion jedoch dahingehend ein, daß es meist nicht die besten Filme sind, in denen dieses recht plumpe Mittel angewandt wird, um dem Zuschauer zu demonstrieren, was eine Sequenz im Film ist. Besonders die Formulierung von Schlußwendungen verleitet den Filmkomponisten gerne zu solch einfachen Mitteln.
  • Musikeinsatz als Verdeutlichung eines Schnitts. Die Musik soll den Schnitt so hervorheben, daß der Zuschauer ihn bemerkt. Sie setzt meist mit dem Schnitt ein.
  • Musik als Verdeutlichung von Überblendungen.
  • Musik als Verdeutlichung von Rückblenden. (Maas: Trennung von Real- und Traumhandlung.)

Punkt drei und vier lassen sich auch unter der Funktion Musik als Index von Zeit- und Ortswechsel zusammenfassen. Die zweite Kategorie von Funktionen wird in erster Linie aus der Montage abgeleitet:

  • Musik als Entschärfung von Montagen und Schaffung von inhaltlichen Zusammenhängen.
  • Musik als akustischer Zusammenhalt von zwei Sequenzen. (Maas: »Musikalische Klammer«, auch von zeitlich gerafften Vorgängen)
  • Musik als Anpassung an den Wechsel von Zeit, Ort und Handlung und Schaffung von Kontinuität.
  • Musik als syntaktische Weiterführung und Integration zweier Sequenzen durch Anpassung an Geräusche.
  • Musik als syntaktische Verbindung zwischen zwei Sequenzen mit Wechsel von Ort, Zeit und Handlung durch wechselnde Melodik über gleichbleibender Harmonik als Mittel der Kontrastminderung.18
    18 Motte-Haber/Emons 1980, S. 191–200; vgl. auch Kloppenburg 1986, S. 42–43.

Filmmusik schafft also strukturelle Zusammenhänge, insoweit sie die filmischen Einheiten gliedert oder verknüpft. Als Element der Erzählstruktur kann sie daher auch Szenenhöhepunkte bewußt hervorheben. Es zeigt sich somit, daß Film keine rein visuelle Kunst ist. Wenngleich Musik auch ein nachgeordnetes Mittel ist,


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