stärkerem Maße miteinbezogen. Es handelt sich dabei um eine fiktive
Nähe.37
37 Knut Hickethier: Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart 1993, S. 60.
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Unter Einsatz eines Musiktakes wird diese Nähe – meist zu einer agierenden Person –
zusätzlich auf eine bestimmte Weise emotional eingefärbt und erhält somit eine weitere
semantische Dimension.
3.2.4. Bildschnitt und Musikschnitt
Kontrastmontage und Montage des unsichtbaren Schnitts: Das eigentliche filmische
Mittel, Beziehungen herzustellen, Sinneinheiten und damit Bedeutungszusammenhänge
zu schaffen, ist die Montage. Durch sie werden Bildfolgen als Einstellungen – auch ohne
jede inhaltliche Beziehungen – durch Schnitte zu bedeutungstragenden Einheiten
zusammengefügt. Die Tatsache, daß Schnitte notwendig entstehen, Bildinhalte
aufeinanderstoßen bzw. getrennt werden, wird in unterschiedlichen Gestaltungsvorgängen
genutzt. Die Montage tritt zum einen im Film als künstlerisch intendierte
Kontrastmontage38
38 Sergej M. Eisenstein: The Film Sense. London 1943, o. S., zit. n. Kloppenburg 1986, S.
55.
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in Erscheinung. Im Spielfilm mit dominierend narrativer Struktur stößt man eher
auf eine Art von Montage, die Hickethier mit der Montage des unsichtbaren
Schnitts39
39 Hickethier 1993, S. 144.
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.
Nicht der Schnitt an sich ist hier das künstlerische Prinzip. Er soll vom Zuschauer
möglichst nicht bewußt wahrgenommen werden. Er soll den Eindruck gewinnen, durch
den Film hindurch wie »durch ein Transparent in eine andere Wirklichkeit zu schauen«.
Um diesen Eindruck zu erzeugen, prallen die unterschiedlichen Einstellungsgrößen nie
kontrastiv aufeinander, sondern werden in der Abfolge miteinander vermittelt, so als
nähere sich der Zuschauer einem Geschehen an.
Collagen und Bildmontagen: Collagen oder lyrische Bildmontagen, in denen die
Bilder gleichsam zu tanzen beginnen, sind immer nach der Musik als Primärem
geschnitten. Wenn auf diese geschnitten wird, dann nur in den seltensten Fällen so
exakt, daß die »Eins« eines Taktes mit dem Bildschnitt zusammenfällt. Dies
funktioniert allenfalls zu punktuellen Hervorhebungen in der Bildebene, beispielsweise
Schockwirkungen. Es sind Schnitte, die der Zuschauer bemerken soll; sie werden daher
durch den Takt der Musik betont, so daß sie – weniger elegant als bei einer
Abrundung, die durch den Musikschnitt auf ungeraden Taktteilen geschieht –
gleichzeitig mit dem Schnitt einsetzt oder auf dem Schnitt die gerade Taktzeit
liegt. Je synchroner Bild und Musik geschnitten sind, desto mehr ergibt sich
der Eindruck des mechanistischen mickey-mousing. Damit nicht jeder Film,
der nach Musik geschnitten wird, dem unbeliebtem Urteil des Trickfilmhaften
verfällt, wird der Schnitt meist erst kurz nach der »Eins«, manchmal auch
nach der »Drei« angelegt, oder der Cutter läßt ihn ganz frei springen. Dies
läßt beiden Ebenen – dem Bild und der Musik – noch ein gewisses Maß an
Selbständigkeit.
Rhythmus und Tempo: Wichtige Komponenten des Films sowohl für den Verlauf
des Bild- als auch des Musikschnittes sind Rhythmus und Tempo, beide in Verbindung
mit Bewegung. Die Widerspiegelung von Bewegungsvorgängen im Bild durch die Musik
basiert weitgehend auf Konventionen der Filmgeschichte. Ihr musikalisches Äquivalent
besteht in der Analogie von realem Raum der Bewegung
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