- Bildton
Fremdton Bildton: Der Eindruck der Musikräume ist eine
Abfolge von einer zunächst normalen Raumatmosphäre zu einem großen
Klangraum, da die Musik plötzlich »wie aufgeblasen« als Filmmusik aus dem
off kommt und sich anschließend wiederum zu einer beengten zugeschnittenen
Raumatmosphäre zusammenschrumpft.
- Bildton
Fremdton: Bild- und Fremdton können nicht eindeutig bestimmt
werden und vermischen sich. Fiktive Filmmusik und Bildrealität kommen
miteinander in Kontakt.10
10 Schneider 1986, S. 138.
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3.2.2. Formen und Techniken der Filmmusik
Obwohl Kompositionen für den Film keine einheitlichen Kompositionsregeln verlangen,
stellten Adorno/Eisler in den vierziger Jahren fest, daß Filmmusik gewisse Techniken der
autonomen Musik übernimmt. Da der Film ihrer Meinung nach besonders nach kurzen,
skizzenhaften und rhapsodischen Formen verlangt, um eine genaue Zuordnung der Musik
zu den kontinuierlich wechselnden Szenen zu sichern, halten sie die geschlossenen Formen
der autonomen Musik für ungeeignet. So erscheinen ihnen Formen wie Exposition, die
Aufstellung und Verbindung mehrerer Themen sowie deren Durchführung als sehr
unfilmisch, da musikalische Komplexe solcher Art größere Aufmerksamkeit
verlangen, als daß sie sich mit den visuellen Vorgängen unmittelbar kombinieren
ließen. Formen der autonomen Musik im Sinne des 18. und 19. Jahrhunderts
hätten nur innerhalb ihrer Autonomie einen Sinn – als Vor- und Rückblick auf
das musikalische Geschehen. Somit wären dem Film durch eine Übernahme
autonomer Schemata sehr enge Grenzen gesetzt, da eine bloße Übernahme der
autonomen Gesamtform unsinnigerweise dazu führen würde, daß man sie auf
Biegen und Brechen mit dem Bild zusammenführen würde. Als solche wäre die
Form inhaltslos, da sie nicht auf das Bild eingeht. Die Lösung liegt hier im
musikalischen Detail. Im Film muß jedes musikalische Motiv für sich selber
stehen: »Filmmusik kann nicht warten.« Daher ziehen sie kurze musikalische
Formen für den Film vor, da der rasche Wechsel von musikalischen Charakteren,
plötzliche Übergänge und Rückungen und alles Improvisatorische vorherrschen soll.
Die Wiederholungen und Symmetrieverhältnisse der traditionellen autonomen
Musik sind nach Adorno/Eisler ungeeignet für den Film. Gute Filmmusik ist für
sie daher antiformalistisch – die Lösung: die bereits erwähnten Prinzipien der
Neuen Musik, da diese nicht Teil einer Gesamtform sind, sondern nur für sich
stehen. Der Filmkomponist muß Musik vorbereitenden Charakters schreiben, die
aber doch zugleich präzise gegenwärtig ist und nicht »mit den schalen Mitteln
vorbereitender Stimmung, abscheulichen Tremolo-Crescendi und Ähnlichem
operiert.«11
11 Adorno/Eisler 1976, S. 95.
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Daher favorisieren Adorno/Eisler eine »freiheitliche Planung« von Filmmusik, die nicht
durch autonome Formen eingeengt wird, sondern daß Film und Musik gemeinsam
geplant werden, im Idealfall der Film sogar auf die Musik hin konzipiert werden
müsse.
Vor allem mit dem Beginn der Tonfilmära entwickelten Hollywoods Filmkomponisten
Kompositionstechniken, die bis in die 50er Jahre Eingang in den Film
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