Der Fremdton: Hierzu gehören
nach Pauli jene akustischen Ereignisse, deren Herkunft weder mittelbar noch
unmittelbar von den visuellen Ereignissen ausgewiesen wird. Dazu zählen die
Sprache als Kommentar, in der sich ein anonymer nicht sichtbarer Erzähler
reflektierend oder informierend zwischen Film und Filmbetrachter schiebt, und die
Musik als Begleitmusik. Im Gegensatz zum Kommentar wird nach Gorbman die
Musik nicht als störend empfunden. Musik bildet als Fremdton die vermittelnde
Ebene zwischen Film und Zuschauer. Fremdtöne sind also akustische Ereignisse,
von denen der Zuschauer annimmt, daß die im Film handelnden Personen sie
nicht wahrnehmen können, die in ihrer Funktion und Wirkung lediglich auf
den Zuschauer zielen. Sie sind nicht Bestandteil der Filmrealität. Schneider
bezeichnet den Fremdton als »Musik im off«. Sie erweitert die bereits oben
dargestellten Raumvorstellungen insofern, als daß sie den Filmfiguren zusätzliche
»psychische« Innenräume verleiht – etwas, was, so Schneider, der Bildton nicht leisten
kann.
Paulis generelle Unterscheidung ist methodisch ebenso hilfreich wie problematisch, denn sie hat keinen Rückhalt in der Produktionstechnik des Films. Im Spielfilm der Tonfilm-Ära werden sowohl Bild- als auch Fremdtöne fast ausnahmslos im Studio, »künstlich« hergestellt. Wenn beispielsweise in Blake Edwards’ Frühstück bei Tiffany (1960) Hollys Serenade auf der Feuertreppe von einem üppigen Streicherchor weitergeführt wird, ergibt sich eine gewisse Austauschbarkeit von Bild- und Fremdton. Hier setzt allerdings Schneiders Theorie an, denn er sieht im Wechsel von Bild- und Fremdton eine Ausweitung des filmischen Raumes. Für Gorbman ist dies ein Hinweis darauf, daß die Musik das Bild von der Realität zu lösen vermag, auf deren Abbildung es ursprünglich angelegt wurde. Schneider nennt folgende Kombinationsmöglichkeiten von Bild- und Fremdton:
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