ist im
Bild enthalten und in den Handlungsverlauf integriert. Dazu gehören zum einen die
Sprache als direkte Rede, da die Sprechenden im Bild sichtbar sind, oder aber ihre
Anwesenheit geht aus der Szene hervor. In diesem Fall sind sie nur mittelbar
ausgewiesen; zum anderen gehören zu der Ebene des Bildtones auch Geräusche, die mit
den visuellen Vorgängen in Zusammenhang stehen, und natürlich die Musik. Ihre
Schallquellen, beispielsweise Orchester, einzelne Instrumentalisten oder ein
Plattenspieler, sind im Bild sichtbar, oder ihre Anwesenheit geht mittelbar aus der
Szene hervor. Bildtöne sind also jene akustischen Ereignisse, von denen der
Zuschauer annimmt, daß auch die im Film handelnden Personen sie wahrnehmen
können. Sie sind Bestandteil jener Realität, die jeder Film für sich aufzubauen
versucht.5
In diesem Zusammenhang verwendet Pauli auch Hans Erdmanns Begriff der
»Incidenz«:
»Mit Blick auf die Musik, die an den Bildern direkt angreift – sei es an
dem, was sie an visuellen Hinweisen auf Ort und Zeit der Handlung, auf
Schauplatz oder sozialen Anlaß enthalten, sei es an den Gelegenheiten, die
die Fabel in Form von Aufmärschen, Paraden, Tänzen, Konzertdarbietungen
zuträgt –, spricht er von »Incidenz« (und verrät mit der verbalen Reverenz
an die Musikepisoden oder Episodenmusiken im Sprechtheater wie seinerzeit
schon die »Edison-Kinetogram« – Autoren mit ihrer »incidental music«
[Begleitmusik], daß sich die Filmmusik der Bühnenmusik noch immer verpflichtet
fühlt.)«6
Kracauer verwendet hier den Begriff der »aktuellen Musik«. Er meint Musik in actu, nach Lissa »in ihrer natürlichen Rolle«. Die Musik liefert die Illusion einer dem Bild adäquaten akustischen Ebene, »wobei die Klangquelle entweder gezeigt oder doch assoziiert werden kann.«7 Die »Musik im Bild« hat für Lissa eine »doppelte Daseinsform«: zum einen ist sie real erklingende Musik im Bild, aber zugleich auch die »dargestellte Musik«, da sie als dem Bildgeschehen zugehörig ein Teil der dargestellten fiktiven Welt ist. Dadurch bewirkt sie beim Zuschauer das Gefühl der Zeitspaltung, da sie nicht nur die im Kinosaal gehörte Musik repräsentiert, sondern auch die Musik im Bild, das jedoch einer anderen Zeit angehört. Gorbman nenn sie auch »diegetic music«8 [erzählende, erörternde Musik], Evans und Atkins bezeichnen sie als »Source Music« [»Quellenmusik«]; nach Atkins wird sie entweder durch einen Akteur im Bild ausgeführt oder sie ist Teil eines Milieus, in dem sich der jeweilige Protagonist befindet. Ferner typisiert sie Source Music nach Konzertmusik, i.e. »klassische« Musik und nach nicht-konzertanter Musik, z.B. religiöse Musik, Militärmusik, Jazz oder Volksmusik.9 Schneider verwendet für die Musik im Bild den Begriff »Musik im on«. Damit deutet er eine gewisse Räumlichkeit an, die nur für den Zuschauer durch das Zusammenspiel von Bild- und Toneindrücken entsteht und Ort seiner Imaginationen sind. Diese Räume entspringen einzig und allein der Phantasie des Zuschauers. Musik im on charakterisiert diesen Raum insofern, als daß sie zunächst die Leere zwischen Leinwand und Betrachter im Sinne einer dritten Dimension demonstriert. Darüber hinaus ruft sie im Zuschauer eine Raumvorstellung über die konkrete Atmosphäre des Dargestellten hervor. |