- 446 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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Kurtz erreicht, der ihn mit der Erfahrung Vietnam erschüttert und zerstört. Vietnam ist auch ein Drogen- und Rock-Krieg gewesen, wobei Coppola es offenläßt, ob diese Subkultur am Debakel der Politik teilhat oder als Widerstandshandlung gegen die offizielle Politik verstanden werden muß. Mit einem bisher einmaligen Aufwand an Geld, Material und technischer Innovation (man denke nur an das aufwendige Sounddesign), riskiert es Coppola, dem Krieg den Gestus einer delirierenden Ästhetik zu verleihen, denn, so der Regisseur, »es muß eine Schönheit und eine Verführung im Krieg sein, sonst würden die Menschen ihn nicht immer wieder machen wollen.«29
29 Jansen 1985, S. 142–143.
Anhand von Kurtz und Kilgore führt er dem Zuschauer zwei entscheidende Charaktere vor: Kurtz erliegt der »mystischen Schönheit« des Krieges, während Kilgore ihn mit Nibelungen-Pathos verherrlicht. Bei beiden ist die für Coppola so typische Ambiguität zwischen Bewunderung und Erschrecken (Jansen) sprichwörtlich. Diese wird in letzter Instanz auch in der Inszenierung des Wagnerschen Zitates deutlich. Keine andere Musik wäre an dieser Stelle »passender« gewesen, denn als »Pulverdampfmusik« präsentiert sie auf eine opernhaft spektakuläre Art und Weise einen Weltwillen, dessen Wahnsinn sich bereits mehr als dreißig Jahre zuvor als zum Scheitern verurteilt erwiesen hat.


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