- 44 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (43)Nächste Seite (45) Letzte Seite (600)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

wird realisierbar durch die subjektiv auswählende Kamera und Verknüpfung der Bilder zu bedeutungstragenden Bildfolgen. Grundlage jedes Spielfilms ist die dramatische Situation. »Dramaturgie heißt nichts anderes als die Kunst des Handlungsaufbaus.«1
1 Gottfried Müller: Dramaturgie des Theaters, des Hörspiels und des Films. Würzburg 1942, zit. n. Kloppenburg 1986, S. 47.
Die Dramaturgie des Films ist also unter Orientierung an Figurenkonstellation, äußerer und innerer Handlung, kurz an den Prinzipien des Dramas, zu bestimmen. Kloppenburg thematisiert in diesem Zusammenhang die Schematisierungsversuche des klassischen Dramas von Gustav Freytag (13. Auflage erschienen 1922) und Rudolf Franz (2. Auflage 1898). Beide gehen von einem fünfaktigen Drama aus, das seit der römischen Antike besteht, und konstruieren für den Verlauf der Handlungsschwerpunkte und ihre dramaturgischen Funktionen die Form einer Pyramide (vgl. Abbildung 3.1).2
2 Gustav Freytag: Die Technik des Dramas. Darmstadt 1975, S. 102; Rudolf Franz: Der Aufbau der Handlung in den klassischen Dramen. Bielefeld/Leipzig 1898, S. 16.



Abbildung 3.1: Das klassische Drama nach Gustav Freytag und Rudolf Franz


Aus der Schematik von Franz leitet Kuchenbuch eine Graphik ab, in der er sowohl Schwerpunkte der Verlaufsform der Akte der Komödie als auch der Tragödie kennzeichnet (vgl. Abbildung 3.2).3

3 Thomas Kuchenbuch: Filmanalyse. Köln 1978, S. 161.


PICT
Abbildung 3.2: Tragödie und Komödie nach Thomas Kuchenbuch


Bei der Analyse der dramaturgischen Funktionen der Musik der Filmbeispiele wird zu untersuchen sein, inwieweit solche Schemata zu den klassischen Prinzipien des Handlungsaufbaus in solch stark vereinfachter Form helfen können, den dramaturgischen Aufbau des jeweiligen Films zu erfassen, um auf diesem Wege zu einer Funktionsbestimmung der Filmmusik in den einzelnen Handlungsphasen zu gelangen. Um dem auch in musikdramaturgischer Hinsicht gerecht zu werden, erfolgt hinsichtlich der Beziehung Musik – Dramaturgie des Films auch eine Analyse der technisch-musikdramaturgischen Darbietungsweise als ein Mittel der Verständigung zwischen Komponist bzw. Regisseur und dem Zuschauer.


Erste Seite (i) Vorherige Seite (43)Nächste Seite (45) Letzte Seite (600)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 44 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik