seine Worte entgegensetzt: »Laufet Brüder, eure Bahn, Freudig, wie ein
Held zum Siegen.« Damit erschließt sich letztlich auch der Sinn der anschließenden
langen, harmonisch sehr bewegten, doppelt fugierten und instrumentalen Durchführung
(Takt 102 bis 195). Die Durchführung geht aus der türkischen Musik hervor. Sie ist der
Ausdruck des Kampfes zwischen den »Brüdern und ihren trunkenen Verächtern«.
Der Gegenstand der Durchführung ist der Freudenhymnus, der von B-Dur bis
nach b-Moll moduliert wird. Der Hymnus ist der von den Gegnern verhöhnte
Kulturgegenstand der neuen Menschheit. Er wird, nachdem der Sieg über die Frevler
errungen ist, dann auch wieder feierlich von Beethoven aufgestellt. Der vorher
besungene Sieg ist erreicht. Er wird angedeutet durch die punktierten Oktavsprünge
in den Streichern, einhergehend mit dem gleichen Motiv in den Bläsern, die
jedoch fast durchgängig auf dem fis verharren. In den Streichern wirkt dieses
Motiv wie ein Fanfarensignal, das den errungenen Sieg andeutet (vgl. Abbildung
11.23).134
Die Bläser weisen zunächst zaghaft auf den Hymnus hin (Takt 199 bis 200) bis der Chor im Unisono den Sieg der Brüder besingt (Takt 213 bis 260), nun, da er seine Errungenschaft ist. Das Unisono deutet auf die Ideale Gleichheit und Brüderlichkeit, denn nach einem geeinten Sieg wird der Hymnus, Schillers erste Strophe, nun mit neuem Recht und neuer Feierlichkeit vom Chor triumphierend hinausgeschmettert (vgl. Abbildung 11.24).135
Im Gegensatz zum türkischen Marsch ist der Rhythmus nun nicht mehr synkopiert, sondern eine gleichmäßige Viertelbewegung, von Pauken und Trompeten begleitet. Auffällig ist auch der Tonartenwechsel: während der türkische Marsch noch in B-Dur gehalten ist, wechselt die Tonart während der Verdichtung des Fugatos im Takt 163 in jenes strahlende D-Dur, in dem anschließend der Freudenhymnus |