Wiederum faßt Beethoven seine taktischen Einheiten zu Vierergruppen zusammen bis
das Thema auf einer weiteren Stufe wiederholt wird. Erst ab Takt 117 ändern sich die
rhythmischen Proportionen kurzweilig zu einer lockeren Form (Takt 117–126). Dies
geschieht jedoch lediglich in Hinblick auf die letzten Kadenzen der Exposition, die in
Takt 127 einsetzen und wieder zum daktylischen Grundrhythmus zurückkehren (Takt
127 bis 138). In Takt 139 setzt die Schlußgruppe der Exposition ein, die ganz
gemäß der Regel das rhythmische Kopfmotiv des ersten Themas auf mehreren
Stufen aufgreift. Ab Takt 144 setzt eine sowohl dynamisch als auch harmonisch
chromatische Steigerung der Schlußgruppe ein, die ihren Höhepunkt in Takt 176
erreicht. Im folgenden Takt 177 beginnt die Durchführung, dieses Mal übernehmen
die Holzbläser das Fugato. Das Metrum erhält nun einen noch gehetzteren
Charakter, denn Beethoven gliedert die Motive nun in Dreier- statt wie vorher in
Vierergruppen, so daß die fugierenden Stimmen schon nach dem jeweils dritten Takt
einsetzen (Takt 180, Oboen und Klarinetten). Im Gegensatz zur Exposition setzen
nun die Streicher die gezupften Akzente auf der Eins des jeweiligen Taktes.
Mehrere Male fährt die Pauke nach jeweils drei Takten mit dem Kopfmotiv auf f-F
dazwischen, etwa in Takt 195, 198, 201 usw., als wolle sie an die in der Exposition
vergessene Tonart F-Dur erinnern, denn das zweite Thema erfolgte entgegen
der »klassischen Regel« in C-Dur. In der Durchführung wird die Grundtonart
e-Moll konstant vermieden, das erste Thema wird an zahlreichen Stellen imitiert
und sequenziert, so beispielsweise in Takt 210 bis 221 zwischen Streichern und
Bläsern. In Takt 248 setzt Beethoven klar die Überleitung zur Reprise, denn
der Orgelpunkt der Streicher (Takt 248 bis 251) lockert zuweilen das strenge
Metrum, auch wenn die Pauke wiederum das Kopfmotiv dazu erklingen läßt. Die
Überleitung steigert sich dynamisch und harmonisch und mündet schließlich auf dem
insistierenden Kopfmotiv (Takt 268), das schließlich in Takt 272 in die Reprise
mündet, in der die harmonische Spannung der Überleitung aufgelöst wird. In den
Takten 272 bis 295 erklingt nochmals das erste Thema leicht variiert bis die
Überleitung (Takt 296 bis 329) einsetzt. In Takt 330 setzt wiederum das zweite
Thema ein, während auch das Kopfmotiv in den Streichern wieder den Rhythmus
vorwärtstreibt. Die Schlußkadenzen erfolgen in Takt 364 bis die Schlußgruppe
einsetzt (Takt 376), die sich bei dem ersten Durchlauf bis zum Beginn des Trios
(Takt 413) steigert. Das Trio (413 bis 530) in D-Dur ist der große Komplex
der Sinfonie, der entschieden auf das Ende hindeutet. Es ist das Antibild des
Scherzos, sowohl tonal als auch stilistisch. Das Trio ist dem strengen Gesetz des
3/4-Taktes entzogen, es hat sein eigenes Maß, den Alla-breve-Takt. Nicht das
Taktmetrum dominiert, sondern die Melodie. Nach dem Trio wird der A-Teil des
Satzes nochmals bis zum Takt 392 der Schlußgruppe wiederholt bis die Coda
(ab Takt 531) in der rhythmischen Fortschreitung des Scherzos einsetzt. In
den Takten 549 bis 555 erklingt noch einmal der Anfang des ruhigen Trios,
der jedoch in den drei Schlußtakten durch den gebrochenen d-Moll-Akkord
hitzig unterbrochen wird, der den Satz im Fortissimo beendet, dieses Mal in
D-Dur.118
Die Musiktheorie des 18. Jahrhunderts besagt, daß ein einförmiger Rhythmus den Hörer in die Ekstase treibt, besonders wenn er regelmäßig auf ihn »einschlägt«.119 Das Scherzo macht ähnlich wie der erste Satz die ästhetische Qualität |