- 364 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (363)Nächste Seite (365) Letzte Seite (600)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Wiederum faßt Beethoven seine taktischen Einheiten zu Vierergruppen zusammen bis das Thema auf einer weiteren Stufe wiederholt wird. Erst ab Takt 117 ändern sich die rhythmischen Proportionen kurzweilig zu einer lockeren Form (Takt 117–126). Dies geschieht jedoch lediglich in Hinblick auf die letzten Kadenzen der Exposition, die in Takt 127 einsetzen und wieder zum daktylischen Grundrhythmus zurückkehren (Takt 127 bis 138). In Takt 139 setzt die Schlußgruppe der Exposition ein, die ganz gemäß der Regel das rhythmische Kopfmotiv des ersten Themas auf mehreren Stufen aufgreift. Ab Takt 144 setzt eine sowohl dynamisch als auch harmonisch chromatische Steigerung der Schlußgruppe ein, die ihren Höhepunkt in Takt 176 erreicht. Im folgenden Takt 177 beginnt die Durchführung, dieses Mal übernehmen die Holzbläser das Fugato. Das Metrum erhält nun einen noch gehetzteren Charakter, denn Beethoven gliedert die Motive nun in Dreier- statt wie vorher in Vierergruppen, so daß die fugierenden Stimmen schon nach dem jeweils dritten Takt einsetzen (Takt 180, Oboen und Klarinetten). Im Gegensatz zur Exposition setzen nun die Streicher die gezupften Akzente auf der Eins des jeweiligen Taktes. Mehrere Male fährt die Pauke nach jeweils drei Takten mit dem Kopfmotiv auf f-F dazwischen, etwa in Takt 195, 198, 201 usw., als wolle sie an die in der Exposition vergessene Tonart F-Dur erinnern, denn das zweite Thema erfolgte entgegen der »klassischen Regel« in C-Dur. In der Durchführung wird die Grundtonart e-Moll konstant vermieden, das erste Thema wird an zahlreichen Stellen imitiert und sequenziert, so beispielsweise in Takt 210 bis 221 zwischen Streichern und Bläsern. In Takt 248 setzt Beethoven klar die Überleitung zur Reprise, denn der Orgelpunkt der Streicher (Takt 248 bis 251) lockert zuweilen das strenge Metrum, auch wenn die Pauke wiederum das Kopfmotiv dazu erklingen läßt. Die Überleitung steigert sich dynamisch und harmonisch und mündet schließlich auf dem insistierenden Kopfmotiv (Takt 268), das schließlich in Takt 272 in die Reprise mündet, in der die harmonische Spannung der Überleitung aufgelöst wird. In den Takten 272 bis 295 erklingt nochmals das erste Thema leicht variiert bis die Überleitung (Takt 296 bis 329) einsetzt. In Takt 330 setzt wiederum das zweite Thema ein, während auch das Kopfmotiv in den Streichern wieder den Rhythmus vorwärtstreibt. Die Schlußkadenzen erfolgen in Takt 364 bis die Schlußgruppe einsetzt (Takt 376), die sich bei dem ersten Durchlauf bis zum Beginn des Trios (Takt 413) steigert. Das Trio (413 bis 530) in D-Dur ist der große Komplex der Sinfonie, der entschieden auf das Ende hindeutet. Es ist das Antibild des Scherzos, sowohl tonal als auch stilistisch. Das Trio ist dem strengen Gesetz des 3/4-Taktes entzogen, es hat sein eigenes Maß, den Alla-breve-Takt. Nicht das Taktmetrum dominiert, sondern die Melodie. Nach dem Trio wird der A-Teil des Satzes nochmals bis zum Takt 392 der Schlußgruppe wiederholt bis die Coda (ab Takt 531) in der rhythmischen Fortschreitung des Scherzos einsetzt. In den Takten 549 bis 555 erklingt noch einmal der Anfang des ruhigen Trios, der jedoch in den drei Schlußtakten durch den gebrochenen d-Moll-Akkord hitzig unterbrochen wird, der den Satz im Fortissimo beendet, dieses Mal in D-Dur.118
118 Schaefer 1988, S. 79–80.

Die Musiktheorie des 18. Jahrhunderts besagt, daß ein einförmiger Rhythmus den Hörer in die Ekstase treibt, besonders wenn er regelmäßig auf ihn »einschlägt«.119

119 Seidel 1994, 264.
Das Scherzo macht ähnlich wie der erste Satz die ästhetische Qualität

Erste Seite (i) Vorherige Seite (363)Nächste Seite (365) Letzte Seite (600)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 364 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik