- 323 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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11.2.2.  Inhalt und Dramaturgie

Der noch nicht volljährige Alexander DeLarge lebt mit seinen bescheidenen Working-Class-Eltern in einem Betonhäuserblock irgendeiner Großstadt der nahen Zukunft. Bei der Stadt könnte es sich um ein utopisch verändertes London handeln. Schon einmal straffällig geworden und von dem Erziehungsberater Mr. Deltoid betreut bzw. vielmehr überwacht, führt er ein lustloses Schülerdasein. Er ist Anführer einer Gang, seinen »Droogs«, und leistet sich mit seinen Kumpanen Georgie, Dim und Pete »ultra-brutale« Vergnügungen. Der Film beginnt in der Korova-Milchbar, in der die vier Jugendlichen sich mit »Milch-plus« berauschen »für ein wenig von der alten Ultra-Brutalen«. Draußen treffen sie unter einer Brücke einen alten Stadtstreicher, der sie und den allgemeinen Mangel an Zucht und Ordnung beschimpft. Daraufhin prügeln sie brutal mit ihren Schlagstöcken auf ihn ein. In einem verfallenen Theater treffen sie auf die Billyboy-Bande, die gerade eine Frau vergewaltigen will. Sie liefern sich eine »Schlacht« mit der rivalisierenden Gang, deren Mitglieder sich mit Nazi-Emblemen geschmückt haben, und schlagen sie krankenhausreif. Anschließend geht es in rasanter Fahrt in einem gestohlenen Sportwagen zu einem ihrer »Überraschungsbesuche« außerhalb der Stadt. Alex klingelt bei einem freistehenden Haus, das als »Home« ausgewiesen ist, und wird unter dem Vorwand, er müsse aufgrund eines Unfalls dringend telefonieren, in das Haus eingelassen. Mit »phallischen« Nasen maskiert, dringen die Droogs in das Haus ein, schlagen den Schriftsteller Mr. Alexander zum Krüppel, während Alex vor den Augen des Schriftstellers dessen Frau mißhandelt und vergewaltigt. Alex singt dabei Gene Kellys berühmten Song Singin’ in the Rain und tanzt dazu, wobei er dem am Boden liegenden Schriftsteller im Takt brutale Tritte versetzt. Sie entkommen unerkannt.

Zurück in der Korova-Milchbar singt eine Sopranistin am Nebentisch Beethovens »Lied an die Freude.« Alex ist sichtlich berauscht von ihrem Gesang und züchtigt daraufhin Dim mit seinem Schlagstock, der sich über die Sängerin lustig macht. Dieser will daraufhin »nicht mehr sein Bruder sein«, hält jedoch ein mit seiner Revolte gegen den Bandenchef Alex, als dieser ihm droht. Alex kehrt in die Wohnung seiner Eltern zurück. Die Wohngegend ist durch eine unpersönliche und tote Betonarchitektur geprägt. Für die Krönung dieses »wunderbaren Abends« braucht Alex noch ein wenig vom »alten Ludwig van«. Er spielt sich den zweiten Satz der neunten Sinfonie vor. Im Bett sieht er durch die Musik animiert »liebliche Bilder« vor seinem inneren Auge: sadistische Szenen wie Hinrichtungen, Naturkatastrophen und Explosionen, sich selbst als Vampir. Seiner Mutter erklärt er am nächsten Morgen, daß er nicht zur Schule gehen könne und schlafen müßte. Als er aufsteht, erwartet ihn bereits sein Sozialarbeiter Deltoid, der ihn für den Überfall am vorherigen Abend verantwortlich macht und ihm droht, nicht wieder straffällig zu werden. In einem Plattenladen liest Alex zwei junge Mädchen auf, nimmt sie mit in sein Zimmer und veranstaltet mit ihnen eine Sex-Orgie. Am Abend wird er bereits von seinen Droogs im Treppenhaus erwartet. Diese wollen seine Autorität nicht mehr anerkennen, Georgie ernennt sich selbst zum neuen »General«. Bei einem Spaziergang hört Alex die »allerherrlichste Musik« aus einem Fenster – Beethovens Neunte – und »checkt sofort, was zu tun ist«: unvermittelt schlägt er auf Georgie ein und prügelt ihn und Dim in den See. Letzterem versetzt er eine Schnittwunde an der Hand und stellt mit roher Gewalt seine Autorität wieder her. Die »alte Ordnung« gesichert, verständigt er sich wieder mit seinen Droogs, als sie in einer Kneipe sitzen. Sie einigen sich darauf, der »Katzenlady« Mrs. Weathers in ihrem Reformclub eine Überraschungsvisite abzustatten. Doch mit diesem Plan ändert sich Alex’ Leben schlagartig. Mrs. Weathers läßt sich auf Alex’ Trick mit dem Notruf nicht ein und verständigt die Polizei, während Alex durch ein Fenster in das Haus eindringt. Er liefert sich einen Kampf mit der exzentrischen Kunstsammlerin: sie schlägt mit einer Beethoven-Büste auf ihn ein, während Alex sich mit einem ihrer


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