– meist mit Personen, die den Tod verheißen. Wie in Doktor Faustus
durchläuft der Teufel eine Reihe von Metamorphosen. Tritt er Aschenbach zunächst
als geschminkter teuflisch grinsender Greis entgegen, so begegnet dieser ihm
später in der Person des lachenden Straßenmusikanten auf der Terrasse des
Hotels.
Todesmotiv
Das Motiv des Todes46
und des Verfalls, das während des gesamten Films zunächst subtil vorhanden ist, aber
spätestens seit der Begegnung Aschenbachs mit dem sterbenden Mann am Bahnhof ganz
offensichtlich wird, erscheint in der Person des Gondoliere. Mann bezeichnete die Gondel
in seiner Novelle bereits als Sarg: »Das seltsame Fahrzeug, [. . . ] so eigentümlich
schwarz, wie sonst unter allen Dingen nur Särge sind, es erinnert noch mehr an
[. . . ] den Tod selbst, an Bahre und düsteres Begängnis und letzte, schweigsame
Fahrt.«47
Auch das kurze »Der Signore wird bezahlen!« des Gondoliere ist bereits eine
Vorausdeutung auf das Ende. Der Tod begegnet Aschenbach ebenso in der Person des
geschminkten Alten auf dem Schiff, seinerseits zugleich ein Symbol des Dämonischen und
der Falschheit.
Im Hotel und in allen Rückblenden ist das Todesmotiv gleichermaßen
präsent in Form einer Fülle von pastellfarbenen Blumen, die an Beerdigungen
erinnern. Überhaupt ist die Farbsymbolik des Films eng mit der Todessymbolik
verwoben.48
48 Rolf Günter Renner: Das Ich als ästhetische Konstruktion. Der Tod in Venedig und
seine Beziehung zum Gesamtwerk Thomas Manns. Freiburg 1987, S. 145–146.
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Weiß kontrastiert häufig mit dunklen Farben wie Blau oder Schwarz. Von auffälligem
Weiß ist Aschenbachs Kleidung immer dann, wenn er sich in das unbekannte Venedig
und damit in die Abgründe seiner eigenen Leidenschaft verliert. Weiß ist auch der
Mantel des Friseurs, der ihn verjüngt. Auffällig weiß ist auch Tadzios Anzug, wenn er
zum Dinner erscheint, nachdem Aschenbach sich seiner Gefühle gegenüber dem Jungen
klargeworden ist. Damit, so Renner, ist es die Farbe der Verführung und der Unschuld,
des Aufbruchs und des Todes zugleich. Es ist Hochzeits- und Sterbgewand und steht in
deutlichem Kontrast zu dem schwarzen Abendanzug Aschenbachs, der die Uniform der
bürgerlich-geistigen Gesittung ist, die Aschenbach bei seinem Scheitern als Musiker
ebenso trägt wie bei den Hoteldinners und während des Auftritts der Straßenmusikanten.
Auf diese Weise werden Schwarz und Weiß gleichermaßen in die Todessymbolik des
Films eingebunden.
Motiv der entfliehenden Zeit
Die Szenen 4 und 5 erklären dem Zuschauer – der Exposition entsprechend –
in Form der ersten Rückblende die Umstände, unter denen Aschenbach nach
Venedig gekommen ist. Hier erscheint er als ein Mann, der seine Arbeit
über die Gesundheit stellt und letztlich einen Schwächeanfall erleidet. Die
Fahrt nach Venedig wird so zum Erholungsurlaub des Künstlers. In seinem
Monolog über das Stundenglas deutet Visconti das Motiv der entfliehenden
Zeit49
an. Der Sand, der durch das Glas
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