weitergeführt wird. Als solche
ist die Musik ein treibender Faktor in der Dramaturgie, die ihrerseits durch
ihre psychologische Feinheit nicht in die musikalische Semantik einzugreifen
vermag.
10.2. Jonathan Demme: Das Schweigen der Lämmer
Kaum zu glauben, daß Bergmans konfliktüberladenes psychologisches Kammerspiel
Herbstsonate irgend etwas mit Jonathan Demmes Thriller Das Schweigen der Lämmer
(USA 1991) gemein haben sollte. Doch auch hier geht es um die Abgründe der
menschlichen Psyche – und dies in ihrer extremsten Form.
Bei der Jagd nach dem Serienkiller »Buffalo Bill«, der seine stets weiblichen Opfer zu
enthäuten pflegt, wagt FBI-Agent Jack Crawford (Scott Glenn) ein Experiment: Er setzt die
junge, intelligente FBI-Anwärterin Clarice Starling (Jodie Foster) auf den Serienmörder Dr.
Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) an, der im Gefängnis in einem Hochsicherheitstrakt
einsitzt. »Hannibal the Cannibal«, so wird er genannt, denn der ehemals brillante
wie bekannte Psychiater wurde zum hemmungslosen Massenmörder, der seine Opfer
aufgegessen hat. Er gilt als gemeingefährlich, zugleich hat er einen scharfen Verstand, ist
hochintelligent. Als Psychiater versteht er die Menschen genau zu analysieren. Crawford
hofft, dem noch unbekannten perversen Serienmörder durch Lecters Hilfe auf die
Spur zu kommen. Möglicherweise gibt es Parallelen in den Psychen der beiden Täter.
Lecter, der sich bisher stets geweigert hat, der Polizei in diesem Fall zu helfen, schließt
mit Starling eine Art »Tauschgeschäft« ab. »Quid pro Quo«: für jeden Hinweis auf
Buffalo Bill muß sie ihm eine Geschichte über sich selbst erzählen. So erfährt Lecter
etwas über ihren Vater, der ihr stets als Vorbild diente, und dessen Tod. Schließlich
schildert Clarice ihm ein Kindheitstrauma: als Kind konnte sie die Schlachtung ihres
geliebten Lammes nicht verhindern. Noch heute hört sie die Schreie der Lämmer in ihren
Träumen. Die Gespräche zwischen Lecter und Clarice geraten zu einem Duell, das mit
allen erdenklichen psychologischen Raffinessen geführt wird. Als die Tochter einer
einflußreichen Senatorin in die Gewalt Buffalo Bills gerät, kann Lecter durch sein
Versprechen auf Hilfe bessere Haftbedingungen für sich erreichen. Er wird in ein
provisorisches Gefängnis verlegt, aus dem ihm die Flucht gelingt. Zuvor gab er Starling
als Gegenleistung für die Geschichte über ihr Kindheitstrauma den entscheidenden
Hinweis: Buffalo Bill macht sich aus der Haut seiner Opfer eine zweite, weibliche Haut –
Frauenkleider. In einem einsamen Haus kommt Clarice dem Mörder schließlich auf die Spur.
In einem spektakulären dramatischen Showdown kann sie Buffalo Bill unschädlich
machen und sein letztes Opfer befreien. Kurze Zeit später erreicht Clarice während der
Ernennungsfeierlichkeiten der FBI-Sonderagenten ein Anruf Lecters. Er ist noch immer auf
freiem Fuß und versichert ihr, sie niemals aufzusuchen. Mit der süffisanten Anspielung auf ein
»Festessen mit einem alten Freund« legt er schließlich den Hörer auf und folgt durch
die Menschenmenge langsam seinem alten Intimfeind, dem Gefängnisdirektor Dr.
Chilton.
Lange war man sich nicht einig, worin die wahre Bedeutung dieses Films liegt.
In den ersten Kritiken sprechen Autoren von einem »mechanischen Kino der
Grausamkeit«19
19 Andreas Kilb 1991, zit. n. Werner Faulstich: »Der neue Thriller: The Silence of the
Lambs. (Das Schweigen der Lämmer, 1991).« In: Werner Faulstich/Helmut Korte
(Hrsg.): Fischer Filmgeschichte, Bd. 5: Massenware und Kunst 1977–1995. Frankfurt am
Main 1995, S. 270.
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einer »dürftigen Krimiplotte«, »besonders widerlich dekoriert« und »mit zahllosen blutigen Fleischfetzen
behängt«20
20 Günther Jurczyk 1991, zit. n. Faulstich 1995, S. 270.
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In einer sachlich strukturierten
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