Verbindung zwischen
Gegenwart und Vergangenheit, indem sie bereits vor dem Schnitt langsam eingeblendet
wird. Auf diese Weise erscheint die Vergangenheit als Teil der Gegenwart. Evas Worte
charakterisieren die Stimmung der gesamten Rückblende: »Er [Leonardo] war völlig
verändert. Er wirkte irgendwie schwerer und sanfter und größer. Er spielte schlecht, aber
wunderschön. Helena saß in der Abenddämmerung und strahlte. Ich habe noch nie so
’was erlebt.« Dem entspricht der gravitätisch gelassene Klang der Sarabande, welche
dieser Szene die Besinnlichkeit einer Andacht verleiht. Ihre fesselnde Wirkung
auf die Anwesenden ist offensichtlich. Die Kamera erfaßt das Geschehen aus
einer statischen Distanz, gleich einem Gemälde. Mit dem Bildnis der »in der
Abenddämmerung strahlenden Helena«, von deren Krankheit hier nicht das
geringste zu merken ist, rückt Bergman die semantische Ebene in die Nähe des
Religiösen. Tatsächlich betrachtete er diese Musik als eine »Freude an Gott«. Die
feierliche Pietät in Bachs Musik, so der Regisseur, heile die Qual der menschlichen
Treulosigkeit.16
16 Hubert I. Cohen: Ingmar Bergman: The Art of Confession. New York 1993,
S. 388.
|
So scheint die Familie um Charlotte in dieser Szene der Musik in ungewohnter
Eintracht zu lauschen. Dementsprechend ist Helenas Liebe zu Leonardo rein,
unverdorben und aufrichtig. Die Musik wird zum affirmativen Spiegel ihrer
inneren Ruhe und Gelassenheit. Doch währt die Harmonie nicht lange, denn
demgegenüber wirkt Charlottes egoistischer Sarkasmus, der Leonardo wenig später zur
Trennung von Helena drängt, geradezu kokett brutal und zerstörerisch, was
sich letztlich auch auf Lenas Gesundheitszustand auswirkt. In der filmischen
Gegenwart der Auseinandersetzung zwischen Eva und ihrer Mutter fungiert
Bachs Cellosuite zugleich als Reflexion des emotionalen Barometers. Nachdem
Eva zum ersten Mal in ihrem Leben ihren vergifteten Gefühlen ihrer Mutter
gegenüber freien Lauf gelassen hat, ist Ruhe eingekehrt. Die psychologische
Auseinandersetzung tritt in ihre Endphase. Aus Evas Mimik spricht am Ende nur noch
haßerfüllte Resignation. Ihre Worte sind monoton und hart, die Mutter ist ihr
mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Die unerbittliche Klaustrophobie der
Großaufnahmen macht das Duell noch beklemmender. Diese dramaturgische
Konstellation findet ihr Pendant in der Musik. Die graziöse Melodie ist durch ihre
steten Punktierungen spannungsreich und rhythmisch symmetrisch. Sie bleibt
jedoch gelassen, fast schon stoisch – Eva
|